Weihnachten ist vorbei, und hier kommt nun endlich mein Bericht (wenn ich auch nicht zu jedem einzelnen Lied einen Kommentar verfasst habe. Zugunsten anderer Lieder, wie man merken wird.
).
PrologDieses Mal hatte ich das Glück, am Tag vor dem Libera-Konzert eine einzigartige Einstimmung darauf zu erhalten. Ich hielt mich in der Westminster Cathedral auf, als dort von Kindern ein Krippenspiel für ihre Schulkameraden aufgeführt wurde. Sie sangen eine Menge, auch solistisch, aber das Leitthema des gesamten Stücks war – Liberas
Air mit Tom Cully. Oh!! Ich habe Libera noch nie irgendwo öffentlich gehört, deswegen war das für mich ein kleines Wunder! Es wurde immer wieder eine kurze Passagen daraus gespielt mit einem ziemlich langen Teil gegen Ende.
Ein sehr schönes Erlebnis für einen Libera-Fan, der dann auch noch wegen eines Libera-Konzerts vor Ort ist!
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Fan_de_LoK hatte London für diese Tage zur Hauptstadt der Welt ernannt, und nur so kann man es sehen!
Es war mein zweites Weihnachtskonzert. Ich weiß, ein Weihnachtskonzert von Libera besteht nie ausschließlich aus Weihnachtsliedern, aber deren Anteil war diesmal schon bemerkenswert niedrig. Hierzu ein wenig Statistik:
2016: 19 Lieder, davon 7 Weihnachtslieder, + 1 Zugabe = 35% Weihnachtslieder
2017: 19 Lieder inkl. 3 Weihnachtslieder, + 2 Zugaben inkl. 1 Weihnachtslied = 19% Weihnachtslieder.
Von den diesjährigen 4 Weihnachtsliedern wurden 50 % im Konzert 2016 (
Carol of the Bells,
In dulci jubilo) gesungen. Die verbleibenden 50 % waren
Do You Hear What I Hear und
Gaudete.
Nur ein paar Zahlenspielereien aus Spaß. Mit den Programmen beider Konzerte war ich sehr einverstanden, umso mehr, als es nicht weniger als sechs Überraschungen gab - angenehme Überraschungen. Über jede einzelne habe ich mich richtig gefreut, sowohl über das Lied selbst als auch über seine Interpretation.
Ich habe in der Tat diesmal etwas mehr Kritik, die ich direkt hinter mich bringen möchte. Vorweg: Für nichts davon ist m. E. Libera verantwortlich, das ist beruhigend und das allein zählt.
Nein, es waren die Westminster Cathedral als Konzertort und die Umstände (Bauarbeiten in St. George’s), die Libera zwangen, in kürzester Zeit in eine andere Kirche auszuweichen. Was mag in St. George’s los sein? Wäre vorher bekannt gewesen, dass sie sich auf die Suche nach einer neuen Kirche begeben müssen, hätte Libera uns doch hoffentlich umgehend informiert. Löst sich da die Decke …? Jedenfalls wurde die Info um 1:30 in der Nacht vom 28. auf den 29. November getwittert oder anders gesagt: Um fünf vor zwölf.
mawi hat geschrieben:Die Westminster Cathedral [...] Mit einem LIBERA-Konzert hätte ich hier nicht gerechnet, LIBERA selber anscheinend ja auch nicht. Ob ich es überhaupt mitbekommen hätte, wenn nicht zwei Tage vorher morgens um halb sieben das Telefon geklingelt hätte? Ich weiß es nicht.
Möglicherweise lohnt es sich, ab und zu hier im Forum vorbeizuschauen.
Eingeklemmt zwischen planmäßigem Gottesdienst der Kathedrale und dem Konzert war nur ein knapper Soundcheck möglich, was sich später auch bemerkbar machte. Die Technikcrew hat zweifellos ihr Bestes gegeben, sie trifft keine Schuld. Und sie haben die Konzertpause genutzt. In der zweiten Hälfte wurde es besser.
Das Klangverhältnis zwischen einzelnen Stimmgruppen war oft nicht ausgeglichen, oft war eine stärker als die andere, und ein paar Male waren sie sogar um den Bruchteil einer Sekunde versetzt statt synchron. Einzelne Sänger konnte man zu oft zu deutlich heraushören, was bei einem Chor den Gesamtklang beeinträchtigt.
Westminster Cathedral ist sicherlich eine schöne Kirche, innen sehr bunt, und die Art, wie das da umgesetzt ist, gefällt mir. Aber wenn man Richtung Decke blickt, sieht man in die Dunkelheit … Ganz merkwürdige Kombination. So bunt sie also auch sein mag, insgesamt hat sie etwas Düsteres. Und während des Konzerts habe ich die Atmosphäre, die von der Kirche ausging, als kalt empfunden. Ely Cathedral ist ja ebenfalls sehr groß, aber wie anders in ihrer Wirkung! Mit ihrer Transparenz und den unterschiedlichen Baustilen strahlt sie Fröhlichkeit, Harmonie und eben Wärme aus.
Für mich ein ernster Einwand. Darüber hinaus waren die beiden ziemlich langen Holzwände links und rechts, hinter denen der Chor platziert war, unverhältnismäßig hoch und verdeckten so die kleineren Jungen mal eben so zur Hälfte. Das glich einer Abschirmung und erzeugte eine Distanz zum Publikum, die mich durchgehend gestört hat.
Also: So neugierig und gespannt ich auf Westminster Cathedral als Libera-Konzertort war und so sehr ich mich für diejenigen freue, die plötzlich die Säulen los waren – unbestritten ein Vorteil dieser Kirche – und daraufhin unerwartet freie Sicht genießen konnten oder einfach einen besseren Platz bekamen: Jetzt, nachdem ich die Kirche erlebt habe, finde ich nicht, dass sie ein besonders geeigneter Ort für ein Libera-Konzert ist.
Na ja, genug davon, konzentrieren wir uns lieber auf die reichlich vorhandenen schönen Seiten des Konzerts! Und über die Kathedrale kann ich letztlich ja auch etwas Positives sagen: Die Libera-Beleuchtung hat dort wunderbar funktioniert. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Lichttechniker die Farben der Kirche genutzt haben, um die Wirkung der Beleuchtung zu verstärken. Falls es so war: Hut ab!
Um sowohl Überraschung als auch Vorfreude zu erleben, habe ich erst in der Pause einen Blick in das Programmheft geworfen, sodass die erste Konzerthälfte ein einziger weißer Fleck auf der Landkarte für mich war. Ich liebe es, das nächste Lied an seinen ersten Klängen zu erkennen. Und es ging direkt damit los
Do you hear what I hearErstes Lied, erste Überraschung! Das Lied kannte ich seit langem, hatte Liberas Fassung allerdings noch nie gehört. Und jetzt bin ich überzeugt, dass Robert meine Gedanken lesen kann, denn mit diesen Echos und der Art, wie sie erweitert und vermischt werden, hat er genau das getroffen, was ich mir als Chorarrangement für meinen Chor immer erträumt habe. Sehr schöner Gesang.
GaudeteDie nächste und sehr willkommene Überraschung. Das Lied gehört stilistisch zu “Exsultate” und “Dies irae”, gefällt mir sehr gut, und die schwebende Solomelodie zu Beginn hat etwas Magisches. Toll gesungen von Gabe.
Angele DeiDas Lichtbad-Lied. Das war jetzt mein drittes Mal live, und jedesmal ist es uneingeschränkt herrlich und einfach ‚so Libera‘! Die strahlende Ausleuchtung in den Illumina-Parts hat dies perfekt abgebildet. Buchstäblich ein high light.
From a DistanceHier stand Robert zum Dirigieren auf. Sollte er das bereits vorher gemacht haben, habe ich es verpasst. Ich nehme an, dass er sich damit besser sichtbar machen wollte, da die Jungen knieten. Merlins Live-Solos konnten mich bisher nicht wirklich überzeugen, da er so oft die Töne von einem zum nächsten „geschleift“ hat. Aber was ein paar Monate ausmachen können! Merlins Gesang hat sich ganz erstaunlich gut entwickelt, das Schleifen ist weg. Großes Kompliment, Merlin!
Carol of the BellsSchlicht die beste Version dieses Liedes. 6 Millionen Youtube-Klicks? Daran bin ich sicher schwer beteiligt. Zusätzlich natürlich zu den unzähligen Malen, die ich das Lied auf CD/DVD gehört habe. Was für ein lebendiges Lied, voller Kraft und freudiger Spannung, geradezu dramatisch. Ich höre es immer gerne, es soll bitte im Programm bleiben.
Das nächste Lied ist an der Reihe. Tiefes, langes Summen des Keyboards. Das ist … ja, definitiv … habe ich wirklich so viel Glück? Ja!
How Great Thou Art!! Das ist ein so schönes Lied! Ich habe mich riesig gefreut, dass es im Programm war. Alex G. sang ein sehr überzeugendes, ernstes Solo.
Interessant, dass dieses Lied und „Wayfaring Stranger“ als Paar behandelt werden. Sie werden immer von ein und demselben Solisten gesungen: Sam W. – Allessandro – Alex G.
Stay With Mewar nie mein Favorit, aber Olivers Gesang hier hat mir gefallen. Ich würde mich über mehr von ihm freuen. Er verdient mehr Solo-Möglichkeiten, zumal er soundtechnisch so ein Pech hatte. Taichi, hiesiger Vokalisensolist, hat seit Vallendar einen großen Schritt nach vorne gemacht. An diesem Abend klang seine Stimme jedoch so, als sei er unsicher, ob er zu laut, zu leise oder zu genau richtig war. Abgesehen davon war aber alles bestens. Ein zuverlässiger, richtig guter Solist.
Hier schiebe ich mal grade etwas ein: Am Sonntag bin ich Taichis und Kojis Mutter wieder begegnet. Neben Koji und ihr hatte ich in Vallendar gesessen. Ich fragte nach Koji, weil er damals auch am liebsten mitgesungen hätte, und sie erzählte, dass Robert ihn irgendwann gefragt habe, ob er in den Chor eintreten wolle. Koji: „Yes!! Yes!!“ Damit fühlte er sich sicher am Ziel.
Dies IraeGutes Lied mit Energie; schade nur, dass sie die neue in Ely gehörte Einleitung weggelassen haben.
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Während der Pause warf ich einen ersten Blick auf das Programm und entdeckte
I Am The Day, Überraschung Nr. 4.
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I Am The DaySuper! Von dem Flüstern am Anfang und in der Mitte geht eine besondere, geheimnisvolle Atmosphäre, fast etwas Unheimliches aus. Gänsehaut! Sehr beeindruckend. Hoffentlich bleibt es eine Weile im Programm; ich glaube, darüber würden sich viele Fans freuen.
Hier wurde zumindest teilweise auf die "Free"-Version zurückgegriffen. Das heißt, die ursprünglich gesungenen hohen Einwürfe an der zweiten Flüsterstelle wurden auch heute gesungen. In der späteren Leiden-Version wurden sie durch sehr zurückhaltende Keyboardklänge ersetzt. Oder ganz weggelassen.
mawi hat geschrieben:Nach der Pause kehrten erst einmal drei (oder waren es vier) Sänger zurück und stimmten I am the Day an. Erinnern kann ich mich an Oliver und Alex Gula. Peter musste ich nachschauen. [...] Das Lied gehörte zwar nie zu meinen Favoriten, aber in der besonderen Konzertatmosphäre genießt man ohnehin anders.
Was die Solisten angeht, habe ich auch abgeguckt. Ich hatte mir nichts notiert, aber glücklicherweise kann man sich ja gegenseitig aushelfen.
Ich weiß nicht, was bei diesem Lied mit mir ist. Eigentlich finde ich es nämlich ziemlich toll, aber ab irgendeinem Zeitpunkt letztes Jahr ganz plötzlich wollte ich es mir nicht mehr anhören. Ich begreife ehrlich nicht, warum. Am Flüstern liegt es jedenfalls nicht, also was ist es, das mich das Lied immer wieder überspringen lässt? Und live geht es mir genauso wie dir: Da konnte ich es genauso sehr genießen wie alle anderen Stücke auch oder sogar mehr, weil es ja neu im Programm war.
Salva MaTraumhafte, runde Salva-Bögen von Taichi! Überhaupt war das Lied in sämtlichen meiner vier Konzerte jedesmal erstklassig. Wie machen die das?! Immer wieder ein Highlight! Und ich werde es niemals leid.
Amazing GraceNur Libera kann dieses Lied retten und macht das natürlich auch zuverlässig. Ich liebe laaange Soloparts von Rocco und hoffe bloß, dass rechtzeitig mindestens irgendeine Aufnahme mit ausgedehntem Solo gesichert wird. Die brauchen wir! Bei dem Mini-Solo in „Salve Regina“ kann es ja nicht ernsthaft bleiben.
Wayfaring StrangerIch liebe dieses sehr beeindruckende Lied. Und ich merke auch keine großen Unterschiede von Konzert zu Konzert. Es ist jedesmal wieder wunderschön, jedesmal Gänsehaut. wirklich toll, Libera!
Smile Während dieses Liedes ist an dem Abend etwas geschehen. Ich hatte es nie gemocht, obwohl ich die Libera-Version durchaus genießen konnte. Aber diesmal habe ich gemerkt, wie mein bisheriges Widerstreben auf Null zusammenschmolz. Das war ein unvergleichliches Gefühl und sogar auch ein erleichtertes. Eine regelrechte Erkenntnis, und dieses Erlebnis hallt immer noch in mir nach.
„Smile“ ist Gabes Lied! Während der ersten Noten klang seine Stimme etwas rau, was aber bald verschwand, und dann war er wieder der alte Gabe mit herrlicher Stimme und wunderschönem Gesang, den ich von ihm gewöhnt bin. Und ich liebe, liebe die sanft schimmernden Stimmen der Jungs in dem Lied. Kompliment an das wunderbare, bewegende Duett von Gabe und Alessandro, das ich noch nie so sehr genossen habe wie heute.
Danke, Libera! Ihr habt es geschafft. Es war schwer mit diesem Stück, aber ihr habt mich gewonnen.
Wir sind kurz vor der Zugabe.
Do Not Stand At My Grave And WeepAls ich die ersten Klänge vom Klavier hörte, konnte ich es nicht glauben.
Ein Geschenk! Dieses ganz besonders schöne, gedankenvolle, liebevolle Lied ist seit dem ersten Hören eins meiner Lieblingsstücke. Es bedeutet mir sehr viel, es live erleben zu dürfen. Gabe und Leo haben wunderschön gesungen, begleitet von Robert. Die Drei haben mich mit dem Lied zu Tränen gerührt und mich alles um mich herum vergessen lassen. (Als ich wieder zu mir kam, hing ich irgendwie schief auf meinem Stuhl ...)
Und dann ... Nach den letzten Klavierklängen gab es einen wundervollen Moment völliger Stille im Publikum, bevor der Applaus einsetzte. Etwas, das ich nie vergessen werde und mir öfter wünschen würde. Aber egal; ich war so froh darüber, dass offensichtlich alle gespürt haben, dass jegliches Geräusch jetzt fehl am Platz gewesen wäre, wenigstens für diesen einen kostbaren Moment. Vielleicht haben wir uns alle während des Liedes mehr oder weniger gleich gefühlt. Das war in der Tat sehr bewegend.
ExsultateFlötistin Eimear McGeown und der Percussionist Felix Higginbottom betraten die Bühne und dann begann die fröhlich-schwingende instrumentale Einleitung von "In dulci jubilo".
Ja, Tatsache!
Ich wage zu behaupten, dass jeder im Publikum auf --- „In dulci jubilo“ eben nicht gefasst war. Wer hätte gedacht, dass „Exsultate“ mal aus einem Konzert fliegen würde? Jedenfalls haben sich mindestens zwei Zuhörer darüber ziemlich gefreut. wovon ich die Hälfte abdecke.
Fangen wir noch mal an:
In dulci jubiloEs versteht sich von selbst, dass ein Chorkonzert nicht mit einem Duett enden kann, geschweige denn mit dem Lied. Deswegen konnte das glückliche Publikum dieses Mal fest mit einer zweiten Zugabe rechnen. Auch ein schönes Gefühl. „In dulci jubilo“ bildete das andere Extrem zu dem Trio vorher: voller Chor und Orchester, kein Solo. Die unbeschwerte Haltung in Text, Arrangement und Tempo heilte gewissermaßen die Wehmut, die von „Do Not Stand" ausgegangen war, rief wieder Freude auf den Plan und beendete damit dieses Libera-Konzert für das Publikum so, wie es sein sollte: in bester Stimmung, fröhlich und inspiriert!
Leo fiel mir den ganzen Abend über auf. Er ist die Begeisterung in Person! Er liebt sein Libera-Dasein sichtlich und reißt einen mit. Wenn ich an die Videos vor der diesjährigen US-Tour denke, bin ich sicher, dass er großes Schauspieltalent haben muss, und gleichzeitig finde ich ihn sehr authentisch. Tolle Kombination!
Und so stufe ich meine bisherigen Konzerte ein: 1) Ely 2017 - 2) London 2016 - 3) London 2017 - 4) Vallendar. Das heißt aber nichts Schlechtes für dieses Konzert! London 2016 war halt einfach perfekt, Ely im April war sogar mehr als perfekt (Matheleute lesen hier bitte wie üblich drüber weg
), sodass es kaum möglich ist, diese beiden noch zu übertreffen oder einen Platz dazwischen zu finden.
P.S. Als die Jungs Moose vorstellten, sagten sie, er sei weitgereist, aber nie in San Damiano gewesen, die Überleitung zum folgenden Lied. Aber Libera könnte doch wirklich mal über eine Italienreise nachdenken. Gründe dafür lassen sich ja leicht finden. Wobei der Moose'sche allerdings in meinen Augen voll ausreicht.
P. P. S. Nächstes Jahr ist das Datum des Weihnachtskonzerts nicht unwichtig für mich. Wann wäre es denn am wahrscheinlichsten, in der gleichen Woche, also am 30. November, oder eher am 7. Dezember?
So. Das war meine letzte offizielle Amtshandlung für 2017.
Allen, die hier lesen, ein gutes Jahr 2018!