Einiges kam kurzfristig und etwas kam sehr überraschend. Doch Manches passiert wenn man am wenigsten mit rechnet.
Dazu gehört schon mal die Ankündigung eines Konzertes von LIBERA in Deutschland. Für manche nicht für möglich gehalten, für andere eher in den Bereich des Unwahrscheinlichen geschoben, doch am Ende wurden alle damit konfrontiert, dass es tatsächlich passierte. Wenn auch recht kurzfristig.
Dass ich eine Karte für die erste Reihe bekommen konnte, das ist verschiedenen Leuten zu verdanken, Nur ganz so einfach kaufen konnte man sie auch nicht. Und ein Meet and Greet in Europa? Niemals! Und plötzlich wurde verkündet, dass nach dem Konzert CDs gekauft und von den kleinen Sängern signiert werden können.
Aber zurück auf Anfang. Eine Kirche mit 1300 Plätzen schien mir für das Deutschland Debut von LIBERA ein wenig überdimensioniert zu sein, zumal Vallendar ja nur ein Ort ist, der dafür sehr nah an der Stadt Koblenz liegt. Aber Schönstatt ist eine große Pilgerstätte, die alleine dadurch viele Menschen erreichen kann, die durch Ihren Glauben bereits näher dran sind an der Musik als andere.
Einen sehr netten Moment gab es vor dem Konzert, als bereits zahlreiche Besucher vor der Kirche standen und in der Kirche die Proben abgehalten wurden. Eine Schwester war ganz erstaunt, dass bereits so lange vor dem Konzert so viele vor der Kirche standen und kam dann fünf Minuten später wieder zurück gelaufen mit dem Ausruf: "Jetzt weiß ich warum Sie alle hier schon stehen, jetzt weiß ich es! Sie wollen die Proben schon hören, das ist ja so wundervoll, ich muss gleich noch ein paar Leute anrufen" Und sie verschwand wieder.
Und so füllte sich die Kirche dann besser als erwartet und deutlich mehr als die Hälfte der Plätze wurden belegt. Unter dem Applaus des Publikums betraten die Musiker die Bühne und auch Robert Prizeman bezog Stellung. Diesmal ohne Regenschirm aber mit einem mir unverbauten Blick in seine Noten. Der Produzent der Show (wie immer man das verstehen muss) begrüßte das Publikum auf eine sehr herzliche Weise und stimmte die Besucher auf die Musik und den Chor ein, der kurz darauf die Bühne betrat. Dafür gab es schon mal reichlich Applaus, so dass man fast den Eindruck gewinnen konnte, sie kamen nach einem Konzert zu einer zusätzlichen Zugabe zurück. In Krakau hatte ich es das erste Mal gesehen und auch hier in Vallendar drehte sich der Chor erst einmal zum Kreuz um und machte eine Kniebeuge.
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Robert Prizeman gab das Zeichen für den Einsatz, der Beifall verklang, dafür erklang die Musik und als nach zwei sanft gesungenen Jubilate mit dem Wörtchen Adoramus die erste Steigerung gesungen wurde löste es bei mir das erste Mal Gänsehaut aus. Der Opener war
Joyful Joyful, ein Lied, dass jeden wunderbar in ein LIBERA-Konzert hineinbringt, da es recht ausgewogen ist, eine schöne Melodie hat und durchgängig vom Chor gesungen wird. Mit den besonderen Eigenheiten des LIBERA-Gesangs wird der erstmalige Besucher hier noch nicht wirklich konfrontiert.
Es folgte das
Sanctus, das ich hier viel harmonischer fand als z.B. zuletzt in Krakau. Trotzdem konnte man feststellen, selbst auf CD ist es teilweise nicht anders, dass in bestimmten Situationen die Sänger an die Grenzen der singbaren Töne stoßen. Andere wissen es vielleicht besser, aber ich bilde mir ein, dass das Singen mit einer hohen Stimme mehr Luft verbraucht. Zum Schluss des Liedes trat Merlin aus dem Halbkreis heraus und sang ein schön ausformuliertes und lang ausklingendes "Sanctus". Ich kann es nicht oft genung wiederholen, aber gerade der Ausklang eines Liedes unterstreicht noch einmal abschließend die Gesamtwirkung.
Peter Kielty und Matthew Jansen bauten sich vor dem Publikum auf um die erste Rede zu halten. Und nun war ich gespannt, wobei bei der einleitenden Ansprache dem internationalen Publikum bereits gesagt wurde, dass einige Ansprachen nur in deutsch gehalten werden. Und so begann Peter das Publikum zu begrüßen. Anscheinend war er dermaßen nervös, dass im gerade noch sein Name einfiel. Es gab aber aufmunternden Applaus und Matthew übernahm die Rede. Es war deutlich zu hören, dass die Rede einstudiert war und nicht auf seinem Sprachwissen basierte. Matthews Akzent war allerdings nicht englisch, eher niederländisch.
Matthew kündigte mit
The Prayer ein Gebet an, bei dem die Sänger passenderweise knieten. Die vier Sänger der "Solostimme" knieten dabei in einem Halbkreis und in dem Moment erfasst mich ein bißchen Wehmut. Ja, bis vor kurzem kniete da immer nur einer. War trotzdem schön.
Zu
Salva Me orientierte sich Gabriel (oder auch Gabe) nach links und plazierte sich zwischen einigen Kerzenleuchtern. Seine Aufgabe bestand darin die "Salvas" zu singen. Und das tat er außergewöhnlich gut. In Kombination mit der Tontechnik entstand ein wunderbar weicher und runder Ruf. Die Einsätze wurden von Robert im Regelfall angezeigt, aber Gabe stand so sicher da, der wusste wann er dran war. Eine Schwierigkeit dabei war ja noch, nicht immer den selben Ruf in einem immer gleichen Zeitabstand auszusenden, sondern auch die Abwandlungen zwischendurch korrekt zu singen. Denn die Salvas sind nicht alle gleich.
LIBERA hat im Ausland fast immer auch einen in Sprache des besuchten Landes gesungenen Song dabei. Üblicherweise wird dieser dann als Zugabe gesungen. Bei diesem Konzert war es nun anders.
Abends, wenn ich schlafen geh' ertönte, wobei man den deutschen Text nur in den Anfangszeilen tatsächlich wahrnehmen konnte. Das lag sicherlich daran, dass nach kurzer Zeit ein Canon einsetzte und verschiedene Stimmen zeitgleich unterschiedlichen Text sangen. Dem LIBERA-Kenner dürfte das Lied verdächtig bekannt vorgekommen sein, denn es handelte sich hier um das bereits von LIBERA gesungene Lied
Prayer (nicht The Prayer, das ist ein anderes Lied). Die zweite Strophe wurde dann auch wieder in englisch gesungen und dass war, so muss ich zugeben, für meine Ohren auch deutlich angenehmer. Es wirkte, als müssten sich die Jungs bei dem ohnehin schon komplizierten Gesang dieses Liedes noch zusätzlich anstrengen, um die Wörter in deutsch rauszubringen.
Zu
Stay with me trat wieder Merlin vor das Publikum und sang den Solopart, Taichi sang aus der Menge heraus die Vokalisen. Und diese haben es in sich. Schließlich wirken die nur, wenn alle Töne in der richtigen Reihenfolge gesungen werden und da habe ich schon vor einige Jahren manchmal nur die Hälfte der Töne ausmachen können. Hat Taichi aber super gemacht. Merlin natürlich auch, das ganze Lied war ein Genuß.
Amazing Grace folgte mit Camden als Solisten. Ok, hier vermisse ich Ciaran, aber Camden hat auch eine gute Stimme. Wie Filiarheni bereits geschrieben hat, LIBERA ist in der Lage auch bereits von anderen Interpreten ausgelutschte Lieder neu aufleben zu lassen und ihnen eine besondere Wirkung zu geben. So auch hier.
Kam
Sempiterna jetzt ins Spiel? Ich weiß die Reihenfolge nicht mehr. Denn dieses Lied stand nicht im Programmheft. In Krakau wurde es mit dem Titel
Creator angekündigt, aber das ist eigentlich nur das erste Wort des Liedes.
Bei
Angel versagte leider die Tontechnik, gab aber für einen Moment den akustischen Blick auf den Chor frei. Der anschwellende schrille Ton war unangenehm und als er mir bedrohlich für meine Ohren zu werden schien drückte ich auf mein linkes Ohr und der Ton war weg. Dafür war der Chor jetzt leiser, aber das lag wohl, wie bereits geschrieben wurde, an der kurzzeitig heruntergefahrenen Soundanlage. Auch Angel hatte ich zuletzt noch anders gehört, diesmal war Camden der Solist.
Und wieder habe ich jemanden vermisst.
Wenn links neben dem Chor eine Handtrommel auftaucht und rechts eine Flötistin, dann ist es Zeit für..., für..., für ?
Natürlich
Exultate und damit den finalen Song der ersten Hälfte. Merlin sang die Eröffnung und das Zwischensolo, bevor er sich am Ende in den Chor einreihte, der das Lied extatisch enden ließ. Ein kleines Problem gibt es allerdings Exultate immer wieder. In dem Lied ist eine Pause, die zwar nicht lang ist, aber ausreichend lang um zu denken, das Ende des Liedes wäre erreicht. Und so begannen viele im Publikum bereits zu klatschen um kurze Zeit später zu bemerken, dass das Lied ja noch weiter geht. Für Merlin kein Problem, er fand souverän seine Einsatz und sang einfach weiter.
Pause: Es wurden CDs verkauft und draußen auch Getränke angeboten, die Pausenzeit von 15 Minuten schien mir ein wenig knapp bemessen zu sein um sich beidem zu widmen. Die CDs wurden den verkaufenden Schwestern förmlich aus den Händen gerissen. Die Preise waren niedrig und einige brauchten natürlich auch etwas, worauf die Kinder nachher unterschreiben konnten.
Die zweite Hälfte begann mit
Voca Me. Ein Stimmengewirr erfüllte die Rundkirche, wurde abgelöst von dem textlichen Gesang und ging wieder in das Gewirr über, dass sich zum Ende des Liedes zu einem extatischen Ruf steigerte, in dem sich alle Stimmen vereinigten. Alessandro stand inzwischen in der Mitte und sang mit seiner leicht mystisch angehauchten Stimme das abschließende und schön ausklingende Voca Me.
Neu im Programm und schon ein Highlight:
San Damiano ist in der Geschichte des Chores bei weitem keine neues Lied, im Gegenteil. Durch San Damiano wurde der St. Philips Choir 1984 als Begleitung von Sal Solo erst bekannt. Auf ihrer ersten CD Sing For Ever aus dem Jahr 1987 hatten sie ihre eigene Version veröffentlich und nun singen sie dieses Lied auch als LIBERA. Wie Cassius in der darauffolgenden Rede erwähnte ist San Damiano ähnlich wie der Auftrittsort Schönstatt eine Pilgerstätte und deswegen ausgewählt worden. Sicherlich passte es dadurch genau so gut zum Weltjugendtag. Gegenüber der urspünglichen Version wurde San Damiano deutlich aufgewertet und mit einem neuen Beginn versehen, der sich später im Lied noch einmal wiederholt.
Auf das folgende Lied wies Cassius bei seiner ebenfalls auf deutsch gehaltenen Rede hin, eine schottische Hymne:
Morning has broken, auch ein Lied aus den ganz alten Zeiten.
Alessandros Stimme kam bei
Wayfaring Stranger wieder voll zur Geltung, die Choreografie tat ihr übriges. Hier war es wieder besonder schön, als das Lied so langsam vom ruhig mystischen Teil in den intensiven Teil überwechselt. Das ist ja ohnehin immer wieder ein Phänomen, wie total ruhig beginnenden Lieder sich im Laufe der Zeit dermaßen steigern, dass man am Ende glatt vergessen hat, wie es angefangen hat.
Wayfaring Stranger wird dafür zum Ende aber wieder so sanft, wie es begann.
Ein Lied überspringe ich kurz, nur um zu sagen, dass Alessandro auch bei
How Great Thou Art einen überragenden Solopart hatte.
Dazwischen wurde
Sacris Solemnis gesungen, ein Lied, das ich persönlich auch sehr schön finde. Anders als von CD gewohnt gab es hier keine Solostimme. Was bei anderen Liedern schon mal irritierend klingt ist hier überhaupt kein Problem.
Auch wenn ich
Wonderful World natürlich wieder mit einem bestimmten Solisten verbinde, Gregor war bei dem Konzert ein toller Ersatz. Wobei, ist Ersatz überhaupt das richtige Wort? Denn Ersatz im Sinne von Aushilfe ist er definitiv nicht. Gegor ist der neue Solist für dieses Lied. Zwar fehlt seiner Stimme eine besondere Note, aber Gregor singt sehr sauber mit angenehmer Stimme. Ich freue mich mehr von ihm zu hören.
Cassius bedankte sich nun beim Publikum, kündigte das letzte Lied an und sagte winkend "Auf Wiedersehen", ebens wie Tadhg, der neben ihm Stand. Nun griff der Produzent noch einmal zum Mikro um sich bei vielen Helfern und Unterstützern zu bedanken, natürlich auch bei Robert Prizeman und dem Chor und auf den CD-Verkauf, die anschließende Signatur hinzuweisen. Natürlich wurde auch um Spenden gebeten.
Dass nicht gleich das angekündigte finale Lied
Libera erklang lag daran, dass ein im Programm nicht genanntes Lied vorangestellt wurde und dieses dann in LIBERA überging. Aufgrund der Länge kann man
Veni Creator aber als eigenständiges Lied betrachten, dass ein wenig im Stil eines gregorianischen Chorals und A Capella gesungen wurde. Da ich Einblick in Roberts Noten hatte konnte ich auch den Titel ablesen. Der Rest ist für mich leider ein Buch mit sieben Siegeln.
Mit
Libera (dem Lied) endete das Konzert, die zwischenzeitliche Solostimme gesungen von Alessandro.
Der einsetzende Applaus war überwältigend, es gab Standing Ovations und irgendwann das Zeichen für die Zugabe, die aus einer Wiederholung bestand.
Exultate wurde noch einmal gesungen, wobei LIBERA auf den Anfang verzichtete. Es gab weitere Standing Ovations und lang anhaltenden Applaus, der tatschlich erst mit dem Verschwinden des letzten Sängers endete.
Einen Tag nach ihrer Anreise am Montag ist LIBERA am Dienstag ein zweites Mal in Deutschland angekommen....wird fortgesetzt
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