Es folgt ein furchtbar langer Text, und ich entschuldige mich im Voraus bei allen, die das lesen müssen.
Ihr habt ja Zeit bis zum nächsten Konzertbericht ...
„Hope“ ist eine faszinierende, musikalisch extrem interessante CD mit einer enormen Bandbreite von allem Möglichen und herausragenden Leistungen aller Beteiligten!
Zwei Dinge fallen direkt auf:
a) Dies ist die bisher sinfonischste CD von Libera, und das Orchester mit seinen vielen verschiedenen Klangfarben tritt an Liberas Seite, unterstützt den Chor nicht nur, sondern hat einen deutlich eigenen Part.
b) Libera ist so einzigartig u. a. durch die speziellen Harmonien. Aber dieses Album erscheint mir wie ein einziges
Bad darin. Ich sage nur
Venite Adoremus. Und
Angele Dei. Und
Salve Regina. Und ... so weiter. Herrlich!
Robert war in der Liedauswahl sehr mutig, was die Melodien betrifft: Viele Herausforderungen finden sich auf diesem Album (
Stabat Mater, Three Ravens, Benedictus Deus z. B.) und alle wurden super gemeistert! Mit meinem Faible für schöne Melodien ist das genau die richtige CD für mich.
Salve ReginaNutzt Schuberts Impromptu op. 90, Nr. 3. Normalerweise bin ich keine Freundin dieser Art Libera-Stücke.
The Fountain hat es irgendwann geschafft und nach langer Zeit sogar
Going Home. Nur denke ich immer, wenn der Komponist es hätte singen lassen wollen, hätte er es selbst so komponiert. Bin da wohl etwas puristisch.
Umso größer meine Überraschung, dass ich mit
Salve Regina sofort einverstanden war. Obwohl es so überraschend eigentlich gar nicht ist: Schubert war
der Liedkomponist überhaupt, und das hört man seinen Instrumentalstücken an. Bei ihm bin ich mir sicher, dass er sich bei der Umsetzung in Gesang nicht im Grabe herumdrehen würde, und ohne Weiteres hätte die Reihenfolge hier auch umgekehrt sein können: Als Original eine Schubert‘sche Gesangs- und erst davon abgeleitet eine Klavierfassung.
Das ist ein besonders friedliches Stück. Wunderschön warm und ruhig gesungen. Wenn in der zweiten Strophe die tieferen Stimmen singen, wird mir das Herz weit. Ich finde diesen tiefen Chorklang unheimlich schön! Am Schluss gibt es eine Gänsehaut auslösende Steigerung. Ein Lieblingsstück wird es für mich nicht werden, aber ich finde es trotzdem sehr schön.
Rocco, super Solist! Er hat eine kristallklare Stimme und kann brillant singen, wir durften ihn ja erleben. Er hätte unbedingt mehr Solo verdient! Warum hat er keine ganze Strophe bekommen? Ich brenne auf weitere Lieder (Aufnahmen) mit ihm, die es hoffentlich geben wird!
San DamianoTja, das Lied hatte ich mir mit neuem Sound aufgenommen gewünscht – hier ist es. Breiter, klarer, selbstbewusster als die Fassung von 1992. Man fühlt sich in der Tat mit „heart and soul“ motiviert. Es ist das beschwingteste Stück der CD. Der irgendwie dramatische Beginn gefällt mir für sich genommen auch sehr gut, aber als Einleitung grade zu diesem Stück finde ich ihn nicht wirklich stimmig: Man stellt sich auf etwas "Schweres" ein, und dann wird es ganz harmlos. Dieselbe Musik später als Zwischenspiel wirkt dann ganz anders auf mich: nicht mehr anspannend, sondern nur noch als kraftvolles Bekenntnis zu Maria.
Das unbeschwerte
San Damiano bringt eine Verschnaufpause unter so vielen ernsten, komplexen Stücken des Albums. Allerdings ist es wiederum so unbeschwert, dass es vielleicht gerade deswegen in beiden Versionen der CD mehr an den Rand gestellt wurde.
SmileMusikalisch nicht meins. Die Harmonien verursachen eine seltsame Stimmung in mir, die mir nicht gefällt. Den Text finde ich grundsätzlich sehr ermutigend, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin. Aber Libera! Sie klingen hier sehr, sehr schön! Gabes Solo und das Duett mit Alessandro – auch das ist immer ein Genuss: wenn die Solisten zusammen singen! – gefallen mir sehr. Gabes Stimme ist ganz klar. Es ist rein der Klang der Stimmen, der mir helfen wird, das Lied nicht ganz so oft zu überspringen. Auch, solange mir kein anderes Gabe-Stück zur Verfügung steht, wobei ich hoffe, dass sie in Zukunft solche Stücke nicht mehr machen. Und hoffentlich verschafft Libera uns noch weitere Lieder mit Gabe als Solist.
[Jetzt wollte ich grade etwas mit "Salami" zu meinem Sohn sagen und habe stattdessen mit "Salve Regina" angefangen.]
Stabat MaterDieses Lied hatte mich innerhalb von Sekunden! Ich fühlte mich sofort buchstäblich in die Musik hineingesogen und hatte nur noch den Gedanken: „O Gott, ist das ein schönes Lied! Robert, was hast du
gemacht?!“ Ich liebe solche Musik. Die Melodie ist außergewöhnlich schön und rund und dann dieses Changieren zwischen Moll und Dur.
Einzig der Streichersound ist mir an manchen Stellen allzu zuckerig.
Robert hat den Text perfekt umgesetzt. Erschütterung und Trauer werden richtig ausgelebt. Es trifft mich ins Herz, am meisten bei „cruce“ (2:32). Isaacs schmerzvoller, eindringlicher und liebevoller Gesang rührt mich zu Tränen. Der Chor singt ebenfalls besonders einfühlsam. Ich bin sehr beeindruckt von der gesamten sängerischen Leistung bei diesem ernsten Lied.
Es ist leise, aber genau das verdeutlicht es umso mehr: Die Verzweiflung ist da, aber man weiß auch, dass es nicht zu ändern ist und man damit fertigwerden muss. Gegen Ende wird die Musik plötzlich noch einmal drängender, sie beschleunigt deutlich und wird lauter. Hier bäumt sich noch einmal etwas auf und zieht sich dann wieder zurück und beruhigt sich. Aber Marias Schmerz bleibt: „dolorosa“ als letztes Wort.
Interessant finde ich einen Vergleich mit dem
Stabat von 2001, das eine einzige Offenbarung für mich war.
Stabat empfinde ich als stillen, intimen, hinnehmenden, betenden Schmerz (kleine Tonschritte) mit einem Schwerpunkt auf den Harmonien, und ich fühle das auch mit, aber mehr beobachtend bzw. beschreibend. Irgendwie scheint hier noch durch, dass der Sinn des Ganzen letztlich ja ein guter war.
Stabat Mater ist sehr ruhig, schreit aber gleichzeitig mit vielen Seufzern, Verlängerungen zentraler Wörter („dolorosa“) und großen Tonsprüngen die Verzweiflung hinaus. Robert hat alles in die Melodie gelegt. Maria erzählt hier, so wirkt es auf mich, ihr Leid selbst, und gleichzeitig erlebe ich es unmittelbar mit ihr.
Stabat – herzerweichend;
Stabat Mater – herzzerreißend.
Robert hat ein Händchen für Stabat-Mater-Vertonungen!
Das ist das Stück der CD, das am stärksten zu mir spricht.
I’m Dreaming of HomeDas Stück löst eine sofortige Sehnsucht nach einem Libera-Konzert in mir aus! Jedesmal erinnert es mich an die Atmosphäre im Ely-Konzert, und während der Japan-Tage hatte ich, wie ich hiermit beichte, Neidgefühle auf die Konzertbesucher dort. Anfangs dachte ich ja, dass ich mich an diesem Lied eventuell bald satthören könnte. Aber das kann ich mir grade nicht mehr vorstellen. Sehr schöne Musik mit strömendem Chorklang! Beim Hören habe ich wirklich das Gefühl: „Sound of rivers, a song flows through me now, my heart opens wide“. Nach dem Lied fühle ich mich immer ausgeglichen und zufrieden, auch wenn der Text etwas anders aussieht: Es ist noch kein Frieden (home, peaceful land) da, nach dem man sich sehnt. Aber die Hoffnung besteht weiter. Die ganze Musik scheint eine Geschichte zu erzählen. Sie wird immer intensiver, und auch in diesem Lied wird gegen Ende kurzzeitig beschleunigt: Ich möchte nichts als Frieden.
@mawi, welches sind die Stellen, die du als unharmonisch empfindest? Meinst du die, wo das Wort „home“ bei „I’m dreaming of home“ nach oben geht, z. B. bei 1:58?
Leide wirkt Camdens Stimme in dem so sanften Lied an einer Stelle schrill. Das ist
nicht seine Schuld - was haben die Techniker da bitte gemacht?
Ich habe mir das Lied auf verschiedenen Geräten mit und ohne Kopfhörer angehört, und es ist mehr oder weniger immer da. Dabei hat Camden eine so tolle Stimme! Wie ein Sonnenstrahl oder auch wie ein wohltuend wehender Wind. Und sehr erwachsen (wie alt ist er eigentlich?). Er setzt so gefühlvoll ein bei 2:14. Das nahtlose Wechselspiel zwischen ihm und dem Chor ab da ist ein Genuss, und dann kommt dieser Ton bei 2:53 zu plötzlich zu laut, und Camdens Gesang fällt an der Stelle aus dem Lied heraus. Das wird ihm nicht gerecht! Es ist schade und unnötig, dass man das nicht vernünftig ausbalanciert hat.
Insgesamt aber macht das Lied mir die Knie weich.
AngelDie Musik ist sehr angenehm, und ich mag das Verträumte, sie kann aber mein Interesse nicht wachhalten. Das ist eins der Lieder, die mir zu brav sind. Sehr gut gefallen mir der vertrauensvolle Text sowie Isaacs müheloser Gesang. Die Stimme ist sanft und leicht, aber nie schwach. Seine Art,
Angel zu singen, hat etwas Schutzbedürftiges, was perfekt zu dem Text passt. Alles harmoniert.
From A DistanceVor Libera kannte ich vom Text nur den Refrain. Den fand ich immer tröstlich: Gott passt auf uns auf, er mag fern sein, aber er ist für uns da. Aber seitdem ich den ganzen Text kenne, überlege ich, ob man ihn nicht auch als Warnung auffassen könnte. Geht gut miteinander um, denn ihr werdet gesehen.
Jedenfalls ist das hier ein idealistischer, sehnsüchtiger Text voller Hoffnung, den ich allerdings, muss ich gestehen, noch nicht vollständig verstanden habe. Musikalisch klingt das Lied besonders engagiert mit einer unter die Haut gehenden Intensivierung im Mittelteil. Das ausgedehnte Wiederholen der Textstelle „God is watching us“ betont, worum es geht. Sehr gelungenes Arrangement von Sam Coates!
Und an dieser Stelle muss ich mal lobend hervorheben, dass es bei den Popstücken und überhaupt auf dieser CD keine schnulzigen Schlenker gibt wie bei
Eternal Light: Das ist ein schönes Lied, aber die Schlenker sind furchtbar.
Angele DeiAaaahhh! Harmonien, Harmonien, Harmonien - dieses Lied ist ein Strahlen! Alles ist in Licht getaucht, ein auskomponiertes: „illumina“!
Zuerst habe ich das Gefühl, dass mir die Einleitung etwas ankündigt. Dann bin ich unterwegs und weiß, dass ich auf etwas Helleres zusteuere. Nicht das Jetzt ist wichtig, sondern das, was gleich kommen wird. Dann mit einem Mal ein alles überstrahlendes Licht, das jeden Winkel erfasst. Und ich stehe nur noch staunend und ehrfürchtig mitten darin, bin ein Teil davon.
Ein atemberaubendes Lied mit mystischen Harmonien im ganzen Raum und einem tollen Solo von Alex Montoro, dessen Stimme auch irgendwie mystisch klingt. Live ist es unschlagbar, da kommt keine Aufnahme dran. Tatsächlich war ich beim ersten Hören der CD enttäuscht. Was sich zum Glück gelegt hat, dennoch gehört das Lied grundsätzlich ins Konzert, wo es erst seine volle Wirkung entfalten kann: diese riesigen Klänge, die einen einhüllen und sich nach oben schwingen. Dafür eignet sich eine Kathedrale ideal. In einem Konzertsaal kann ich es mir nicht annähernd so eindrucksvoll vorstellen.
Ich mag die ungewöhnliche Textverteilung bei „of my life with me“ nach dem normalen „Ever this night be at my side“. Die macht mich noch mal extra aufmerksam.
Musikalisch ordne ich
Angele Dei der Kategorie von
Beata Lux zu. Das Lied wünsche ich mir als Wiederaufnahme mit stark reduziertem Schlagzeug. Aber jetzt gibt es ja erst mal Angele Dei.
Und das möge bitte für lange Zeit im Konzertprogramm bleiben.
Benedictus DeusDas funkelnde Glanzstück der CD! Zusammen mit
Three Ravens ist es das musikalisch vielschichtigste Lied, im Gegensatz dazu aber voller Freude. Nach der kurzen Fassung von früher ist das hier ein richtiges Werk. Mark McKenzie hat mit dieser Erweiterung wirklich alle Register gezogen. Dass es weitergeht, signalisiert der jetzt veränderte Akkord bei 1:19 („Gloria
in“). Der macht mich buchstäblich schwach, und das hallt nach.
Zentraler Punkt für mich ist die „Gloria“-Stelle ab 1:56. Jedesmal, wenn es darauf zugeht, bekomme ich vor Vorfreude Herzklopfen. Das ist sehr selten. Mich auf bestimmte Stellen freuen, klar. Aber fast nie mit Herzklopfen.
Beim „Gloria“ selbst habe ich das schöne Gefühl, alles an Kontrolle abgegeben zu haben, hochgehoben zu werden, zu entschweben, immer höher weit weg – super vertonte Gloria-Aussage übrigens -, bis mich dann die Realität auf den Boden zurückholt (soeben wird mir bewusst, dass hier ja auch die Melodie abwärts geht
), und da ist es dann aber auch schön. Sehr reizvolle Textverteilung von „deo“ bei 2:04! Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, sie korrekt nachsingen zu können. Das ruhige Ende empfinde ich als langes Ausatmen, die Ruhe nach den teils stürmischen Gefühlen vorher.
Fällt euch eigentlich beim Chor auch dieser besondere Klang einzelner Töne auf, z. B. bei 0:30 „Bene
DIctus“, 0:41 „NOmen“, 0:43 „Je-e-E-esus)? Das ist so ein Glühen. Finde ich sehr schön, wie ein zusätzliches Aufleuchten an diesen Stellen.
Wie sehr gern würde ich
Benedictus Dei einmal live erleben! Aber das wird wohl schwierig, denn dazu braucht man einen extraguten Solisten. Thomas Delgado-Little hat hier ausgezeichnet vorgelegt!
@mawi: Hat deine Musikanlage den Test bestanden?
Three RavensGregors Meisterstück! Grandioses, magisch anziehendes Stück mit schaurigem Inhalt - englische Ballade halt.
Dramatisch, düster, aufwühlend, packend, überwältigend. Hier wurden alle musikalischen Möglichkeiten ausgereizt. Text und Musik sind eine Einheit, das Orchester spiegelt das Geschehen.
Das Arrangement ist bis auf ein paar Änderungen in der Instrumentierung das der Harle’schen Originalfassung, nur halt auf einen Chor übertragen. Schon bei den ersten flirrenden Klängen beschleicht einen ein Gefühl der Bedrohung. Sehr schnell beginnen dann die Läufe (des Saxofons?), die das nervöse Flattern der hungrigen Raben imitieren, die nicht an ihr Ziel kommen und sich daher das ganze Lied über nicht beruhigen können.
Den Rhythmus der Strophen finde ich super, der zieht einen richtig mit. Nach der 4. Strophe ein tosendes Zwischenspiel, in dem sich die ohnehin schon hohe Erregung noch einmal steigert. Pures Adrenalin. Die Anspannung lässt einfach nicht nach, es gibt keinerlei Erleichterung in dem Stück, noch nicht mal am Ende. Diese spitzen Schreie (z. B. 4:53) – das ist Alex, oder? Die Stimmung bleibt unheimlich. Abschließend ein extrem langer Ausklang, der einem die Zeit gibt, den Pulsschlag wieder zu regulieren.
Gregor legt mit
Three Ravens eine wahre Meisterleistung hin! Der Klang seiner Stimme ist schön wie nie, und sein Ausdruck ist perfekt. Diese Fassungslosigkeit in seiner Stimme in der 4. Strophe ab „She got him up …“!
Beim folgenden „down, derry“ sehe ich ihn geradezu vor mir, wie er mit schreckgeweiteten Augen singt. Und das letzte „down“ hier singt er auf eine Art und Weise, die ich nicht beschreiben kann.
Die Melodie hat heftige Sprünge, dann die ganzen Dissonanzen – eine Herausforderung an sämtliche Sänger, und sie haben es toll geschafft. Sagenhaftes Stück, dessen Wirkung ich mich nicht entziehen kann! Wenn man das ganz laut aufdreht …
Live muss das gigantisch sein.
Three Ravens ist für mich ein besonderes Lied wegen der Anfänge letztes Jahr. Deswegen freue ich mich sehr über das Ergebnis. Es ist natürlich etwas ganz anderes als alles, was Libera je gesungen hat. Aber warum sollen sie nicht mal einen kleinen Ausflug machen?
Übergang von Three Ravens zu Hymn to MaryDer ist mir einen eigenen Punkt wert, weil diese Folge einfach genial ist. Besser noch als
Angel auf der internationalen CD, weil es hier wirklich von einem Extrem ins andere geht.
Hymn to Mary bringt genau die Ruhe, die nach dem Aufruhr von eben so dringend benötigt wird:
Angst und Grauen – Geborgenheit und Ruhe. Chor und mehrere Solisten – komplett solo. Maximales Orchester mit eigener Rolle– minimale Begleitung. Extrovertiert – introvertiert. Sehr dissonant – ganz konsonant. Bedrohlich – freundlich. Aufpeitschende Melodie – sanfte Melodie. Alles ist schrecklich – alles ist gut (wie ein Alptraum – wie ein Gute-Nacht-Lied). Mit
Hymn to Mary erholt man sich.
Hymn to MaryJetzt muss ich nicht mehr viel dazu schreiben. Ich mag
Hymn To Mary sehr gern, auch wenn es den Chor einmal ganz ausklammert, und zwar gerade wegen seiner Schlichtheit und weil es so sanft ist. Ein ideales Lied für Isaac mit seiner freundlichen Stimme. Er singt in einer völlig ausgeglichenen Art, und das überträgt sich unmittelbar auf mich. Ich fühle mich einfach wohl, wenn ich dieses Lied höre. Und wieder ein Reiz in einem Wort: Bei „run“ in der 2. Strophe geht ihm offenbar gleich die Luft aus, und genau damit singt er dieses „run“ besonders unwiderstehlich. Und bei „my“ ein bisschen durch die Nase. Diese netten kleinen Dinge!.
Venite AdoremusGanz wundervolles, stark gregorianisch geprägtes Lied und in jeder Hinsicht Libera-typisch! Die Einleitung ist ein wahrer Klangrausch! Außergewöhnlich lang und ein einzigartiges Spiel mit Klängen, ein immer stärker werdendes Ineinanderfließen der Stimmen und Harmonien. Ich weiß nicht, wo das herkommt, aber ich habe währenddessen eine Unterwasservision, wo sich die langen Stängel von Wasserpflanzen leicht in der Strömung hin und her bewegen. Ein anderes Bild, das ich bekomme, sind Mönche in einem mittelalterlichen Kloster. Sie erscheinen, bewegen sich durch die Gänge, begegnen sich, gehen wie Geister durcheinander durch und verschwinden wieder, und es werden immer mehr.
Dann setzt das volle, strömende „Venite“ ein, und ich habe das Gefühl, aus dem alten Gemäuer hinaus in den warmen Sonnenschein zu treten. Das unterschwellig Unheimliche ist gebannt.
Merlins Gesang fügt sich sehr gut in den Charakter dieses Lied ein, und der starke Hall tut das Seine. Und mal wieder die Frage: Wer hat denn da wohl die Vokalisen gesungen? Sehr gelungener Übergang von Solist zu Solist bei 3:32. Ich würde ja gerne ein Kompliment machen, aber wem?
Außerhalb der bodenständigen Gregorianik-/Choralparts ein sphärisches, schwebendes Lied. Es atmet tief, ich fühle mich davon beruhigt.
HomeDas Lied, wo Muramatsu zu deutlich bei sich selbst geklaut hat … Da war diese Stelle im Teaser, bei der ich glaubte, es sei
Angel. Und prompt hat sich dieses Bild in mir festgesetzt, das ich nicht mehr loswerde (allerdings bemühe ich mich auch gar nicht ...). An der Stelle „spreading its light across the sky“ dachte ich, es sei der Engel, der da sein Licht über den Himmel verbreitet.
Die Vorstellung ist doch schön genug, um sie beizubehalten? Aber ich akzeptiere natürlich auch, dass der neue Tag dasselbe tut.
Home gefällt mir besser als
Angel, weil es weniger vorhersehbar ist. Mir gefällt Ciarans sanfter Gesang, er hat wirklich auch eine sehr schöne Stimme. Wunderschön ist der behutsame, sanft-wiegende Chorklang ab „Not a bird …“. Als ob sie den Vogel beschützen müssten. Dann steigert sich der Klang zu dem sehr bewegenden Text, den ich übrigens richtig super und extrem passend zum Jetzt finde, besonders:
„In our mourning can we hold together? / How can we face a future all alone? / For the hope we hold amid the crying / is the dream we find a way back home.”
Extragratulation an Robert! Sehr tröstlicher Text, durchaus auch traurig, aber eben doch vor allem erfüllt von Hoffnung. Es ist absolut richtig, beide CD-Varianten mit
Home enden zu lassen!
Jupiter (Bonustrack)
Lassen wir den Text besser beiseite und kümmern uns ausschließlich um die Musik. Von diesem Stück gefallen mir alle drei Versionen, und
Jupiter ist jedenfalls eine geeignete Eislaufmusik in einer weiten Halle. Festlich und klasse instrumentiert mit Orgelklang und Gong. Gut gefällt mir Isaac mit dem japanischen Text am Ende, auch wenn ich nix verstehe. Und ein Solo von Taichi hätte man hier natürlich auf keinen Fall weglassen können.
_________________________________________
ChorGanz in meinem Sinne ist die Häufigkeit der tieferen Chorparts. Strahlender Klang in hohen Höhen ist ein absoluter Genuss, aber der warme, Ruhe ausstrahlende Ton der tieferen Lagen steht daneben, von mir gleichermaßen geliebt.
Und sonst? Libera ist eben Libera mit ihrem so wunderbar schlichten Gesang und ihrem klaren,
wundervollen Chorklang, der mich sogar Liedern, die ich weniger mag, noch etwas abgewinnen lässt. (Es gibt nur eins, das es niemals schaffen wird.)
Was ich aber einfach nicht fassen kann, ist, was Robert immer wieder nicht nur technisch, sondern vor allem an Ausdruck aus diesen Kindern herausholt!
Meine tiefe Bewunderung und Hochachtung, Libera, und wieder und wieder danke an Robert!
Dabei belasse ich es hier einfach mal – denn für Libera gehen mir längst die Superlative aus!
SolistenEine bunte Mischung - so viele verschiedene Solisten auf einer CD! Ich bin immer für Abwechslung in der Musik, grade auch beim Einsatz der Solisten. Dementsprechend fühle ich mich mit „Hope“ ausgezeichnet bedient. Sie sind alle gut, und eine "Rangordnung" mache ich nicht.
Nur eine Hommage an Isaac muss einfach sein, weil ich seine besondere Vielseitigkeit und seinen Ausdruck so bewundere. Seine Stimme ist sehr wandlungsfähig, er singt z. B.
Stabat Mater ganz anders als
Hymn To Mary, wie es ja bei so unterschiedlichen Liedern auch sein sollte, aber das muss man eben erst mal können. Grundsätzlich ist seine Stimme federleicht, sanft, sie ist wie ein Lächeln. Diese Freundlichkeit in seiner Stimme ist ihr besonderes Merkmal, wie ich finde. Aber diese Stimme kann auch so eindringlich sein, traurig und sehnsüchtig. Und dabei ist er - immer noch - ein solcher Schlingel. Er erinnert mich an Tom Cully: auch ein Schlingel und beide vorlaut und albern, und gleichzeitig nehmen sie ihre Musik so ernst, sind mit aller Hingabe dabei und in ihren Interpretationen
so einfühlsam, in dem Alter! Das berührt mich sehr. Ich habe ein große Schwäche für diese Kombination. Sie sind beide sehr musikalisch.
Jedenfalls: Isaac überzeugt mich ohne jede Einschränkung. Er kann mit seinem Treble-Leben sehr zufrieden sein. Die Möglichkeiten seiner Stimme hat er bestens genutzt.
TitelDer Titel „Hope“ trifft sicher den Nerv der Zeit, und es sind auf jeden Fall eine ganze Reihe Lieder auf der CD, die das Thema umsetzen. Insofern ist der Titel sehr gerechtfertigt. M. E. muss sich auch nicht jedes einzelne Lied einer CD ihrem Titel unterwerfen. Wobei man sogar in
Three Ravens fast noch etwas Positives finden kann, wenn man will (Freundschaft, Treue).
CoverBeide Cover setzen den Titel „Hope“ ganz unterschiedlich um. Die sanftere japanische Variante, etwas verträumt durch das Pastellfarbene, gefällt mir besser, auch wegen der versteckteren Symbolik. Die aufsteigenden Pusteblumensamen vermitteln Hoffnung auf Leben und neuen Anfang. Das Cover der internationalen CD ist völlig anders, schärfer und direkter: Ein Boot mit drei Personen fährt durch das stürmische Meer auf ein großes Licht zu, alles in diesem Bild geht ebenfalls nach oben. Lebensreise ganz christlich. Und die Farbe ist so zurückhaltend, um nicht zu sagen: langweilig, dass sie von der Aussage nicht ablenkt, was ja wiederum gut ist.
Booklet (CD/DVD-Kombiversion)
Endlich mal viel Kritik!
Erst das Gute: Die Texte sind enthalten. Das ist zwar normal, aber es soll ja auch so bleiben, deswegen Lob. Aber: nachlässig gearbeitet. Hier und da ein Tippfehler ist mir egal. Aber mir gefällt das Uneinheitliche nicht. Während z. B. der Text von
Home von Anfang bis Ende wie gesungen mit allen Wiederholungen abgedruckt ist, darf man sich bei
Benedictus Deus zusammensuchen, was grade dran ist. Und das liegt nicht an Platzmangel, den hätte eher die
Home-Seite gehabt. Dann das selektive, teils falsche Übersetzen des Lateinischen. Darüber hinaus hätte ich mir sehr eine Transkription der japanischen Verse von
Jupiter gewünscht.
All das ist nicht so wichtig, aber das hier: Warum sind nicht alle beteiligten Sänger angegeben, sondern nur die aktuelle Generation? Ich finde dieses Namen-Weglassen unzulässig. Auch die Begleitsolisten müssen immer mit erwähnt werden. Das allerdings ist mit diesem Booklet schon besser geworden. So erscheinen die Namen von Alessandro und Alex M. bei
Smile und
Three Ravens. Gut! Und richtig! Wer wiederum fehlt, ist die ergänzende Stimme zu Thomas Delgado-Little, und, wie üblich, die Sänger der Vokalisen, herrje!
Eine Angabe zum Jahr der Aufnahme jedes Liedes wäre auch eine interessante Info gewesen.
Richtig störend in Sachen „Benutzerfreundlichkeit“ ist das Mal-hier-mal-da. Da ist
a) die Rückseite der CD mit japanischen Titeln und lateinisch geschriebenen Angaben zu den Urhebern der Lieder, aber ohne Transkription der Titel und ohne Solisten
b) im Booklet als Erstes die Trackliste mit Titeln, je nachdem ein Hinweis zur Herkunft (z. B. Schubert-Impromptu) und Solisten, aber ohne Angaben zu Komponist/Texter/Arrangeur
c) später alle Liedertexte mit Komponist/Texter/Arrangeur, aber ohne Solisten und ohne Herkunftsangabe.
Chaotisch. Das Geblätter nervt total. Warum konnte man all diese wichtigen Infos nicht auf einen Blick bekommen?
Das Booklet tritt selbstverständlich hinter der Musik zurück, was aber nichts damit zu tun hat, dass man hier nicht leicht etwas hätte besser machen können.
Fazit:Eine rundum gelungene CD voll fantastischer Musik! Die Zusammenstellung ist ausgezeichnet - eine in jeder Hinsicht ausgewogene CD: stilistisch, dynamisch, solistisch usw. Ein breites Spektrum an Genres: Mystische Libera-Lieder, Klassik, Folk, Pop usw., alles miteinander vereint – toll! Diese CD ist einfach rund.
Meine Lieblingslieder (alphabetisch, weil neutral):
Angele Dei
Benedictus Deus
Hymn To Mary
Stabat Mater
Three RavensUnd wie sieht es neuerdings mit den bisherigen Libera-Liedern aus?
Ganz klar: Kein einziges Lied hat seinen vorherigen Stellenwert bei mir verloren.
Voca Me bleibt ganz oben. Für dieses Lied gibt es immer noch keine Konkurrenz. Ansonsten haben sich lediglich ein paar Verschiebungen ergeben, weil ja mit „Hope“ glücklicherweise
noch eine Reihe Favoriten dazugekommen sind. Tatsächlich hatte ich „Hope“ ein paar Tage lang ausschließlich gehört, dann aber auch schnell wieder ein sehr starkes Verlangen nach den anderen Liedern. Ich höre „Hope“ zzt. vorwiegend, aber nicht nur.
Robert Prizeman und der Chor haben sich mit dieser CD weiterentwickelt
und sind sich gleichzeitig treu geblieben. Das ist in meinen Augen das Beste, was uns passieren konnte. Ich bin sehr glücklich mit dieser CD.
Freut euch, ich habe fertig. Und jetzt hole ich alles Lesen nach. Irgendwie ist der Gedanke schön, dass sich zurzeit alle mit den neuen Liedern vergnügen. Ich bin jetzt total gespannt auf weitere Entdeckungen und wer was in welchem Lied findet!