Sommer Tour 2012 - Kanalinseln

Gespräche rund um die Konzerte und sonstigen Auftritte von Libera

Re: Sommer Tour 2012 - Kanalinseln

Beitragvon Peer » Freitag 10. August 2012, 23:27

Danke für die Begrüßung. Ich habe Deinen Berichten nicht wirklich etwas hinzuzufügen, deshalb habe ich mich bisher auch zurückgehalten. Es waren meine ersten Konzerte und ich wusste nicht, was mich genau erwarten würde.

Ich war immer hin- und hergerissen zwischen dem andächtigen Lauschen auf die Musik und der aufmerksamen Betrachtung der Choreographie und der einzelnen Sänger. Vielleicht kann ich mir bei meinen nächsten Konzertbesuchen ein so fundiertes Bild machen wie Du.
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Re: Sommer Tour 2012 - Kanalinseln

Beitragvon Peer » Samstag 11. August 2012, 18:07

Eine Sache ist mir nach längerer Überlegung doch noch eingefallen, die ich die Konzertbesucher fragen wollte:

Das aufgeführte Lied "Salva Me" machte auf mich den Eindruck, als sei es irgendwie gestaucht worden. Das kann meiner Meinung nach nicht an den Sängern gelegen haben, sondern es machte mehr den Eindruck, als sei die alte CD bzw. Leiden-Version überarbeitet worden. Ich kann auch nicht sagen, ob es eine Besonderheit dieser Tour war, oder vielleicht schon bei anderen Konzerten vorher geändert wurde. Was meint Ihr dazu?
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Re: Sommer Tour 2012 - Kanalinseln

Beitragvon mawi » Samstag 11. August 2012, 21:50

Hallo Peer,
auch von mir ein "Willkommen im Forum". Nur zur Erinnerung, wir saßen im ersten Konzert nebeneinander.

Mir ist beim Salva Me nicht wirklich etwas aufgefallen. Die andere Wirkung könnte daher kommen, dass das ganze Lied im Chor gesungen wurde, während auf den Alben Solostimmen zu hören sind.
Tatsächlich gibt es immer wieder leichte Variationen einzelner Lieder. Stay with Me hatte ich 2010 auch als Chorstück gehört, dabei war ich doch so an die Solostimmen gewöhnt.
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Re: Sommer Tour 2012 - Kanalinseln

Beitragvon timjanni » Sonntag 19. August 2012, 21:07

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Re: Sommer Tour 2012 - Kanalinseln

Beitragvon mawi » Montag 20. August 2012, 15:48

Aus der veröffentlichung des Blog schließe ich erst mal, dass sie alle heile zu Hause angekommen sind. Sehr schön.

Sehr nett geschriebener Bericht, der natürlich die weniger schönen Seiten die wenigen Besucher) ausspart.
Aber vielleicht ist den Jungs das auch weniger wichtig. Wir wissen jetzt galube ich auch, was sie gemacht haben, bevor wir Ihnen begegnet sind, nicht wahr Choralix?
Bemerkenswert, dass sie isch auf den Inseln CO2-freundlich fortbewegt haben. Na ja, Busse gab es wohl auch nicht zu mieten.
Bei einem der Bilder habe ich irgendwie das Gefühl, dass Cassius mehr mit den Passantinnen geflirtet hat, als die Flyer zu verteilen. Jungs, ich glaube ihr habt in der Fußgängerzone die falsche Zielgruppe angesprochen, auch wenn die Mädels natürlich optisch viiieel ansprechender sind.
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Abschlussbericht Kanalinseln 2012

Beitragvon choralix » Montag 20. August 2012, 15:56

Ich hatte versprochen, einen Stimmungsbericht von der Reise abzuliefern. Hier ist er:

Es begann damit, dass ich im Vorfeld der Reise auf die Suche nach preiswerten Zug- und Flugverbindungen ging. Zu meinem Erstaunen gab es diese nicht - nicht so preiswert, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sei´ s drum, dachte ich. Auf die paar Euro kommt es auch nicht an. Schließlich hatte ich die vielleicht einmalige Gelegenheit gleich vier LIBERA - Konzerte zu besuchen. Ich bildete mir ein, dass ich vier Konzerte erleben würde, jedes für sich gesehen ein wenig anders als das andere und nicht ein und das selbe Konzert viermal gleich. Zumindest in dieser Annahme wurde ich nicht enttäuscht. Zuerst aber musste ich heil dort ankommen und ich buchte die Flüge und Hotels auf Jersey und Guernsey. Als ich dann mal addierte, was das alles kostet, es kamen auch noch die Konzerttickets dazu, war ich einigermaßen überrascht. Aber wie gesagt: Sei´ s drum - so etwas passiert ja nicht ständig.

Also der Tag der Abreise rückte näher und Choralix wurde innerlich voller Erwartungsfreude immer unruhiger. Und dann war es soweit. Den gepackten Koffer dabei, machte ich mich auf den Weg zum Munich International Airport. Der Bummelzug nach München war pünktlich, die S-Bahn zum Flughafen auch. So stand ich nun vor der großen Anzeigetafel am richtigen Terminal. Also suchen: Ah-ja, da steht es ja: London 11:30h. Falsch, auf meiner Buchung steht 11:20h - vielleicht eine geringfügige Verspätung - dachte ich. Noch mal prüfen: Nee, da gibt es ja noch mal London - sogar um 11:20h. Allerdings nach London Stansted. Ist nicht mein Flug, ich hatte ja Gatwick gebucht - aber die Uhrzeit stimmt. Also her mit der Buchungsbestätigung - da steht´s doch: 11:20h London Gattttt..... Mist - auf einmal steht da Stansted auf meiner Buchung, wie kommt das denn? Falsch gebucht. X-mal kontrolliert und doch übersehen. ... Und was jetzt? Ich hatte Gott sei Dank eine Versicherung abgeschlossen. Da las ich nun aber, dass diese mit einer Selbstbeteiligung von 100,- € abgeschlossen wurde. Witzlos, der Flug kostete nur 70,-€! warum hatte ich eigentlich für so etwas Geld ausgegeben?

Ich hatte mir dann ausgerechnet: der Flieger kommt um 12:15h Ortszeit in Stansted an. Um 16:15h ging der nächste Flieger nach Jersey in Gatwick hoch. Das sollte in vier Stunden zu schaffen sein. Also stürzte ich mich in das Abenteuer. Während des Fluges konnte ich ein Ticket für den Stansted - Express - Zug nach Liverpool Station kaufen. Das sparte Zeit und ich bekam den nächsten Zug, der bereits zur Abfahrt bereitstand. Von Liverpool Station ein U-Bahn Ticket nach Victoria Station und von dort mit dem Gatwick - Express- Zug zum südlichen Airport. Geschafft! mehr als 50 £ ärmer aber pünktlich. Im Warteraum traf nach kurzer Zeit timjanni ein, sodass wir den letzten Teil unserer Anreise gemeinsam unternahmen.

Auf Jersey angekommen nahmen wir den Bus nach St.Helier, der Hauptstadt dieser sonnenverwöhnten Kanalinsel. Weil wir in verschiedenen Hotels wohnten trennten wir uns dort wieder. Mein Hotel mit dem verheißungsvollen Namen Bayview verdiente diesen leider nicht. Vor der Bay stand ein weitläufiger Gebäudekomplex, der den View versperrte. Die Bay war aber nicht sehr weit. Wenn man um den Komplex herum ging, lag sie plötzlich da - nicht immer, aber bei Flut war das so. Bei Ebbe lag die Bay trocken und verbreitete einen Duft, der einem Südländer unangenehm in die Nase steigt.

Diese ersten Kontakte mit der Insel machte ich gleich nach meiner Ankunft. Es war warm hier. Sehr warm sogar. Und während unserer Tage dort hatten wir mit ganz wenigen Ausnahmen nur schönes Wetter. Jedenfalls dort, wo wir uns aufhielten. Ich bekam Hunger und suchte ein Lokal auf, das rein äußerlich meinen Vorstellungen von einem Speiselokal entgegen kam.

Nun ist das mit der englischen Küche so, dass jeder von uns seine eigenen Vorurteile hat. Diese Vorurteile sind zumeist sehr identisch, was allerdings völlig falsch ist. Man kann überall in England sehr gut essen. Es gibt überall eine überraschend große Auswahl an Restaurants mit chinesischer, italienischer, französischer, thailändischer etc. Küche. Ich wählte diesmal den Italiener und wurde nicht enttäuscht.

In einem Eventschuppen in der Nähe vom Bayview war Lifemusik geboten. Ich ging rein und befand mich sogleich in einer Kneipe mit dem Charme einer Bahnhofstoilette. Ich bestellte trotzdem ein Bier und wurde sogleich gefragt "are you German?" Der Wirt, so stellte sich bald heraus, arbeitete einige Jahre in Deutschland, weswegen er meine Aussprache sofort erkannte. Er gehörte zum Ensemble von "Starlight Express" in Bochum und später in Hamburg "Die Schöne und das Biest". Jetzt bietet er in seiner Kneipe jungen Talenten eine Bühne auf der sie sich erstmals einem wohlwollenden Publikum präsentieren können. Außerdem unterhält er eine Schule, in der er die Schüler auf die Anforderungen von Castingshows vorbereitet. Das soll dort gut funktionieren, weil jeder von einer Karriere als Star träumt. Die Musiker auf der Bühne waren an diesem Abend aber alles andere als jung. Sie spielten Lieder von den Beatles, Bee Gees, Beachboys, etc, also Musik aus den 60er Jahren. War nicht schlecht und ich hatte auch bald ein wenig Unterhaltung mit Ureinwohnern der Insel.

Am nächsten Morgen traf ich mit timjanni zusammen. Er erzählte vom schleppenden Ticketverkauf für die LIBERA Konzerte und davon, dass die Sache mit der Werbung für die Konzerte wohl ordentlich in die Hose gegangen ist. Also eigentlich konnte da nicht viel in die Hose gegangen sein, weil die Werbung kaum stattgefunden hat. Ich hatte nicht schlecht gestaunt als ich das hörte und begab mich am Nachmittag selber auf die Suche nach Plakaten und war etwas enttäuscht. Nun gut, das kann sich ja noch ändern.

Ich schlenderte also durch die Geschäftsstraßen der City. Ein kleines Geschäft neben dem anderen. Kaum Leerstände. Ziemlich viel los in dem kleinen Ort. Schöne, zum Teil recht alte aber trotzdem gepflegte Häuser säumten den Verlauf der Straßen und gaben eine beeindruckende Kulisse für das geschäftige Treiben. Jetzt fielen mir bereits die vielen fettleibigen Frauen mittleren Alters auf. Waren das Einheimische oder Touristen? Egal, meinen Witz über die fette Mama habt ihr ja alle bereits gelesen und dieser Witz kam mir während der ganzen Zeit auf den Inseln sehr oft wieder ins Gedächtnis. Ich bereitete mich auf das erste Konzert vor - mental!

Den Ablauf der Konzerte - alle vier waren gleich - muss ich nicht wiederholen. Die netten Ansagen von (Nano)Ben und den anderen kann man nicht wiedergeben, das muss man live miterleben oder verständnislos darüber schmunzeln. Aber einiges anderes, was mit der Musik nichts zu tun hat, ist erwähnenswert. So suchten einige Sänger ihren richtigen Platz auf der Bühne. Oft genug wurde von der Choreografie geschwärmt. Wenn es so klappt, wie es sein soll, dann ist das wunderschön. Aber was passiert, wenn ein Sänger nicht weiß wohin er gehört, konnte man bei jedem Konzert beobachten. Auch mawi berichtete darüber. Die Linie in der sich die Jungs aufstellten war auf einer Seite nicht gerade. So eine Winkelfunktion bietet Grund zur Kritik und lässt die Frage aufkommen, ob die Schau denn wirklich so wichtig ist, vor allem dann, wenn die Wirkung ausbleibt. Antwort: JA. denn es ging schließlich nicht alles schief. Und manchmal hat der Platz auf der Bühne nicht ausgereicht um jeden Patzer zu zeigen. So war einmal die Bühne bereits zu Ende, obwohl die V-Form des Chores noch nicht alle Sänger zeigte. Die genannte "Winkelfunktion" blieb diesmal unsichtbar.

Frage: Was macht ein Sänger mit seinen Händen während er singt? Antwort: Fast jeder macht was anderes. Beim einen hängen sie entspannt herunter. Ein anderer schlägt damit den Takt. Der nächste verrenkt die Finger, so als hätte er einen Krampf oder er kratzt ich, weil es gerade juckt oder die Robe irgendwo kneift. Und was macht er, wenn es gerade da juckt, wo er sich nicht öffentlich auf der Bühne stehend kratzen kann? Dann verschwindet sein Arm in der Kutte, wandert dahin, wo es juckt und er kann sich für jeden sichtbar unsichtbar voller Genuss solange kratzen bis der Reiz nachlässt. Danach wandert der Arm durch den Ärmel bis die Hand wieder sichtbar wird und tut so, als wäre nichts gewesen.

Wohin schauen die Sänger während sie singen? Meistens ins Leere - also hier auf den Kanalinseln ins Publikum. Nur selten beobachten (oder beachten) (oder achten) sie auf die Signale vom Kondukteur. Dieser steht sowieso nicht da, wo ein gewöhnlicher Chorleiter normalerweise steht, sondern er steht möglichst da, wo er am wenigsten stört, sehr am Rand der Bühne, versteckt hinter einem Pfeiler - das ist der Lieblingsplatz von Robert Prizeman. Hier wird er vom Publikum nicht wahrgenommen, verbaut nicht die Sicht auf die Knaben, und ist dem Chor trotzdem sehr nahe. Ich glaube er ist ihm manchmal sogar zu nahe. Denn wer von den Sängern gerade links außen steht, singt Herrn Prizeman mitten auf die Partitur. Ich erwähnte in einem meiner Konzertberichte, dass ich einigen Sängern näher war als der Dirigent. Das stimmt auch. Aber ich muss den Chor nicht leiten, dirigieren, korrigieren wenn es nötig ist etc. Wie das Herr Prizeman macht, bleibt mir ein Rätsel. Wenn mal eine Stimme etwas stärker werden muss, dann frage ich mich, wie er das mitbekommt. Diese Stimmen sind womöglich am anderen Ende der Bühne - weit weg von ihm. Diese Stimmen können ihn vielleicht auch nicht sehen, also auch nicht auf seine Kommandos reagieren. Ja, ich hatte den Eindruck, dass die Sänger gar keinen Chorleiter benötigen. Daher ist Roberts Platz hinter der Säule wohl mit Sorgfalt ausgewählt.

Als ich meinen Platz in der ersten Reihe hatte, konnte ich die Stimmen nicht lokalisieren, so wie es einige Konzertbesucher bei früheren Konzerten (z.B. die Berichte aus Amerika) beschrieben. Obwohl die Sänger nur zweieinhalb bis drei Meter vor mir standen und sangen, vernahm ich nichts außer einem gelegentlichen Zischlaut, der mir bestätigte, dass das hier ein Lifekonzert war. Ich glaube, alle Jungen singen extrem leise. Wenn das so ist, dann ist das wohl das Geheimnis für den tollen Klang, die sie erzeugen. Die Stimmen sind sauber und rein. Die meisten Sänger sind drahtlos verkabelt mit Mikrofon und Ohrstöbsel und die nötige Lautstärke bestimmt der Mann am Mischpult. Und wenn sich alles eingespielt hat, so wie es beim letzten Konzert auf Guernsey war, dann klingt es richtig gut.

So, das war nun der letzte Bericht von der Reise. Ein bisschen Muskelkater hatte ich in den Beinen, weil Mawi mich tagelang über die Klippen scheuchte, ich wiege deswegen ein paar Euro weniger - nein, ich meine natürlich ein paar Pfund weniger. Und obwohl ich auch mal die englische Küche probierte, die nicht von einem Koch mit Migrationshintergrund zubereitet wurde, blieb ich gesund und guter Dinge. Auf Guernsey fiel mir auf, dass dort die ältere Generation dominierte. Jersey gefiel mir persönlich besser. Aber auch das ist vielleicht eine altersbedingte Meinung.

Meine Flugverbindung war fehlerfrei. Die Wettergrenze nach England war aus der Luft deutlich zu erkennen. Wenige Tage nach unserer Abreise war das schöne Wetter auf den Kanalinseln auch vorbei. Fotos kann ich keine reinstellen, weil ich zu dusselig dazu bin. Die Bilder von mawi geben aber einen wirkungsvollen Eindruck von der Landschaft und den Konzerten.

Die Berichte von mawi sind außerordentlich detailliert und wirklichkeitstreu. Sie bedürfen keiner weiteren Ausführung. Dafür will ich mich an dieser Stelle jetzt endlich auch herzlich bedanken. Wenn noch jemand Fragen zum Konzert hat, nur zu. Möchte jemand etwas über die Inseln wissen, nur zu. Ich bedanke mich bei euch allen, die ihr die zum Teil langen Bericht verfolgt habt und mir durch eure Reaktion Mut gemacht habt, weiter zu schreiben.

Mein Urlaub ist nun vorbei und ich bin in ein tiefes Loch gefallen. Zum Glück habe ich etwas, woran ich mich festhalten kann. Mawi und timjanni, euch geht es vielleicht genauso?

Servus bis zum nächsten Konzert

Choral IX
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Re: Sommer Tour 2012 - Kanalinseln

Beitragvon mawi » Dienstag 21. August 2012, 16:50

Nachdem ich nun bereits in einem hier einigen bekannten Forum (CW) meinen Bericht zur Tour abgegeben habe, möchte ich dies hier noch nachholen.
Wer ihn im anderen Forum bereits gelesen hat, der wird hier nichts Neues finden können, da es der gleiche Bericht ist.

Den anderen, ob sie nun auf den Inseln dabei waren oder nicht, wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

@Sue: Ich verstehe jetzt, warum Du von Isaac so begeistert bist. Der Kleine ist wirklich goldig. Mehr dazu im Bericht.
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Bericht - Teil 1 - Die Reise

Beitragvon mawi » Dienstag 21. August 2012, 17:00

Nun ist es auch Zeit für meinen Bericht, der erst lange nach dem ich ihn begonnen habe zu lesen sein wird. Es ist Donnerstag der 9. August, 18:30 Uhr, und ich sitze im Schatten von mir unbekannten Bäumen vor der Altstadt von St. Malo und blicke auf den Hafen. Nun, eigentlich blicke ich in mein Netbook. Die Konzerttour von LIBERA auf Jersey und Guernsey ist vorbei, mein Urlaub auch fast, und ich darf sagen, dass ich mit viel Freude auf die vergangenen Tage zurückschaue, aber auch mit ein wenig Wehmut und Traurigkeit.

Wie alles begann:

Die Ankündigung von LIBERA auf den Kanalinseln vier Konzerte abzuhalten hieß für mich vor zwei Monaten nun doch unverhofft eine Urlaubsplanung vornehmen zu dürfen. Eigentlich hatte ich in diesem Jahr Urlaub auf absoluter Sparflamme eingeplant, aber die Kanalinseln sind ein Ziel, das ich seit bestimmt zwanzig Jahren vor mir herschiebe. Nun war die Motivation groß genug und nach und nach stellte sich heraus, dass ich auch nicht alleine auf der Insel verweilen würde. Nach langen Recherchen wurden also die Hotels und Fähren gebucht, Geld getauscht, Tickets bestellt und schließlich das Auto vollgetankt. Nicht nur die Kanalinseln sind ein seit langem gehegter Urlaubswunsch, auch Saint Malo und der Mont St. Michel. Die Fahrt mit dem Auto ermöglichte es mir beides perfekt miteinander zu verbinden.

Die Reise:

Am 29. Juli begann meine Reise um zwei Uhr nachts mit dem Auto über die Niederlande und Belgien nach Frankreich in Richtung St. Malo. Kaum erreichte ich Frankreich gab es Stillstand und so konnte ich mir eine Stunde lang eines der vielen Autobahnkreuze bei Lille ansehen. Nicht sonderlich interessant. Viel interessanter ist aber, was die Franzosen gleich neben der Autobahn zu bieten haben.

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Die herrliche Kulisse trieb mich zu einem kurzen Abstecher in das Städtchen Avranches. War sehenswert, nur wusste ich beim Verlassen der Stadt nicht mehr wo Norden und Süden ist. Sonne war Fehlanzeige, es regnete eher, und so fuhr ich erst einmal zu einem bereits erwähnten Ziel, das an jeder Ecke ausgeschildert war, um mich wieder einzuordnen. Saint Malo erreichte ich bei herrlichem Sonnenschein, fand mein Hotel, bekam einen Parkplatz und erkundete dann die abendliche Stadt und genoss zwei Bier in der Altstadt.

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Der Montag gehörte dem Mont Saint Michel. Sehr beeindruckend. Ich vergaß auch nicht meinen zurückgebliebenen Zimmerkollegen in der Firma vom höchsten zugänglichen Punkt des Bauwerks anzurufen. Moment, der Satzbau stimmt gerade nicht. Meinen in der Firma zurückgebliebenen Zimmerkollegen müsste es eigentlich heißen. Egal!

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Dienstag früh war ich schon lange vor dem Wecker wach (in Saint Malo braucht man keinen Wecker, da gibt es genug Möwen), verließ das Hotel noch bevor Personal kam und bewegte mich zum nah gelegenen Fährhafen. Etwas irritierend fand ich, dass in der Abfertigungshalle Soldaten mit Schusswaffe standen, aber muss wohl so sein.
Die Fähre nach St. Helier auf Jersey ging um 8:00 Uhr morgens und kam auch pünktlich auf der Insel bei trübem Wetter an. Auf der Fähre fing ich erstmals an nach Hinweisen auf die bevorstehenden LIBERA-Konzerte zu suchen, fand aber keine. Runter war man schnell von der Fähre, der Fußweg zur Esplanade dafür nicht kurz (ja, ich hatte viel zu viele Taschen dabei) und dort fand ich dann auch die Touristeninformation. Dort gab es ein Plakat (das ich erst beim zweiten Besuch entdeckte), aber keine Flyer.
Zuletzt geändert von mawi am Dienstag 21. August 2012, 17:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Bericht - Teil 2 - Die Reise geht weiter

Beitragvon mawi » Dienstag 21. August 2012, 17:03

Ich habe jetzt erst einmal meinen Platz gewechselt. Auf meiner Nachbarbank wird geraucht. Ok, das macht Choralix auch, aber der pinkelt nicht hinter einem an die Wand und spielt nicht die ganze Zeit lautstark mit dem Handy. Das gepiepe nervt. Nun sitze ich in der Altstadt bei einem Glas Leffe.

In der Busstation besorgte ich mir den Fahrplan, fragte nach dem richtigen Weg und lernte dann im Bus das erste Mal die Freundlichkeit der Insulaner kennen. Zwar war ich mir nicht sicher, ob der Busfahrer die richtige Station verstanden hatte, letztendlich hielt er aber direkt vor dem Hotel, obwohl dort noch nicht mal eine Haltestelle war. Um 9:00 Uhr morgens war natürlich das Zimmer noch nicht fertig, aber ich wurde wenigstens das Gepäck schon einmal los. Flyer für das Konzert? Fehlanzeige! Stimmt nicht ganz, es lagen schon welche da, nur versteckt hinter einem Goldfischglas. Ich entdeckte sie bei der Abreise.

Ganz klar, zuerst mussten nun die Eintrittskarten abgeholt werden. Da die Ticketbox noch nicht offen hatte trank ich erst einmal einen O-Saft im Park, holte dann die bestellten Karten ab und nahm noch ein paar Flyer mit. Man kann ja nicht wissen.

Die geringen Mengen an verkauften Karten bereiteten mir Sorgen. Und eigentlich wollte ich doch einen sorgenfreien Urlaub verbringen, mit LIBERA-Konzerten als krönenden Abschluss schöner Tage. Und eigentlich muss es ja auch nicht mein Problem sein, wenn die Säle halb leer sind. Aber ich stellte mir die enttäuschten Gesichter der Kinder vor, wenn sie auf die Bühne kommen und kaum jemand sitzt im Publikum. Und das wenige Monate nach den erfolgreichen Japankonzerten.

Gelegenheiten jemanden anzusprechen gab es jedoch kaum. Im Frühstücksraum saß kaum jemand, aber ein älteres Paar aus Frankreich mit erwachsener Tochter sprach ich trotzdem an. Ob sie zum Konzert kamen habe ich nicht erfahren.

Innerhalb der Stadt fielen mir drei bis vier Plakate auf. Allerdings war ich in der Innenstadt auch mehr mit dem Bus unterwegs.

Ich hatte ein schönes Zimmer mit einem bequemen Bett, Balkon, reichlich Platz und einem schönen Blick über die Stadt. Die Sonne hatte nun gegen die Wolken gewonnen und so stand einem ausgedehnten Strandspaziergang bis an die Ostküste, wo ich den Abend bei einem Bier im Seymour Inn ausklingen ließ und danach eine Stunde auf den Bus wartete. Mit den Bussen ist das auf den Inseln ganz angenehm, wenn man erst einmal die Fahrpläne verstanden hat. Anders als bei uns bedankt man sich hier auch noch beim Aussteigen bei dem Fahrer. In meiner Stadt ist man eigentlich nur froh, wenn man heile wieder raus kommt.

Die freie Zeit verbrachte ich auf Jersey und später auch auf Guernsey mit einigen langen Wanderungen, meist die Klippenpfade entlang, mal mit und mal ohne Choralix, aber gerne mit einem abschließenden Bier oder Ale.

Von meinem Zimmer aus hatte ich einen guten Überblick über die Stadt (ich erwähnte es bereits) und bemerkte dabei einige Kirchen, die ich bei Gelegenheit besuchen wollte. Als ich die erste davon auf dem Weg in die Stadt gefunden hatte viel mir irgendwann in der Kirche ein, dass LIBERA dort ja auch am Sonntag in einer Kirche gesungen haben soll. Ich unterhielt mich mit dem netten Herrn am Eingang über die Kirche und fragte ihn nebenbei, ob das die Kirche sei, in der LIBERA gesungen hatte. Sie war es und er erzählte gerne einiges über die Kirche und den sonntäglichen Auftritt.

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Zu den Konzerten werde ich gleich noch separat kommen. Natürlich fand ich mich am ersten Konzertabend pünktlich (also zu früh) am Veranstaltungsort ein und erlebte zusammen mit Choralix und Timjanni, wie sich der Saal nur langsam füllte, wobei füllte wohl wirklich der falsche Ausdruck ist. Es ist traurig leere Plätze zu sehen, aber hier waren ganze Sitzreihen menschenleer.
Das hat LIBERA nun wirklich nicht verdient. Ich hatte einen Platz in der fünften Reihe (ich hatte beim Buchen das Gefühl, dass die ersten Reihen zu tief unter der Bühne lagen und lag damit völlig richtig.) und bekam kurze Zeit später einen Sitznachbarn. Nachdem wir beide mit gebrochenem englisch miteinander zu sprechen versuchten stellte ich heraus, dass dieser ebenso aus Deutschland kam. Zur linken Seite gesellte sich dann Choralix zu mir, der seinen „teuren“ Platz in der ersten Reihe gegen einen um 5 Pfund billigeren Platz tauschte. Aber Platz war ja hier genug. Zum Konzert - wie gesagt – später mehr.

Für den zweiten Konzertabend hatte ich eine Karte für den Balkon, erste Reihe, fast mittig. Ursprünglich hegte ich den Gedanken nach der Pause in die vorderen Reihen des Saals zu wechseln, aber dafür hat es mir oben viel zu gut gefallen. Auch hier saß ein mir bis dahin unbekannter Deutscher neben mir. Und das auch nur, weil eine andere nette Besucherin den Platz dazwischen mit uns getauscht hat, weil sie bemerkte dass wir uns bei der Platzsuche unterhielten. Diese Besucherin schien mir sehr aufgeregt zu sein und winkte am Anfang des Konzerts häufiger nach vorne. Meine Vermutung dass es sich um eine Mutter eines der Kinder handeln musste bestätigte sich in der Pause. Ich hatte auf Isaac oder Michael U-R getippt und es war tatsächlich Michaels Mutter. Sie war erstaunt und erfreut, dass ich sogar den Nachnamen wusste. Von ihr erfuhr ich dann auch, dass Stefan und Ralph wegen des Stimmbruchs nicht dabei sind und Barney wohl mit anderen Dingen sehr beschäftigt ist. Sie war kurzfristig angereist, da Michael wohl ein wenig unter Heimweh litt (und das so eine kleine Entfernung von London entfernt).

Zu den Konzerten – wie gesagt – später mehr. Die Zeit nach den Konzerten verbrachten wir gemütlich im Pub und nachdem am ersten Abend LIBERA noch genau an dieser Kneipe vorbeilief, sassen am zweiten Abend auch die Fans aus anderen fernen Ländern in diesem Pub. LIBERA hat aber selbstverständlich eine andere Route zum Hotel eingeschlagen.

Am Tag nach dem beiden Jersey-Konzerten sinnierten Choralix und ich noch gerade darüber, dass dies nun der erste von mehreren Tagen ohne LIBERA sei, stiegen abends aus dem Bus aus (wir berichteten) und fanden uns inmitten einer Schaar von weißen Kapuzenshirts und kurzen Hosen wieder. Schnell war LIBERA an uns vorbeigelaufen, Ziel unbekannt. Ein kleiner Versuch der Kontaktaufnahme mit einem Zuruf „Hello Boys, see you on Guernsey“ scheiterte. Ich glaube, die waren so vertieft in ihre Gespräche - einige haben auch etwas gesungen – dass die das gar nicht mitbekommen haben. Bei der Gelegenheit habe ich erst einmal realisiert wie klein doch die Kleinen waren, die an uns vorbeiliefen. Erinnern kann ich mich noch an Michael U-R, Thomas, Matthew Jansen, Cassius und Isaac.

Nun habe ich mein Bier ausgetauscht und es steht ein Leffe Ruby auf dem Tisch. Sehr lecker!

Ein freier Tag blieb mir, bevor am Samstag Inselwechsel angesagt war. Choralix war auch wieder mit dabei, aber nur bis wir unsere Plätze hatten. Die Überfahrt wahr etwas unruhiger, Speedboote liegen wohl etwa ähnlich im Wasser wie diese Fähren. Bei der Drehung im Hafen wäre mir tatsächlich auch noch fast übel geworden. Natürlich achteten wir nach unserer Ankunft in St. Peter Port (Hauptstadt von Guernsey) auf Anzeichen von Werbung für die Konzerte, fanden aber erst einmal …. nichts. Nicht in der Touristeninformation, nicht in den Schaufenstern. Dafür aber in den Bussen. Hier hingen tatsächlich in jedem Bus Poster (A4), von außen und von Innen zu sehen. Bei ungünstigem Licht allerdings nicht gut lesbar. Wie sich später herausstellen sollte, hingen auch in allen Kirchen Poster. Mit Choralix (Dein Realname liegt viel günstiger auf der Tastatur) hatte ich am Sonntag ein Date um 10:30 in der Katholischen Kirche St. Joseph und Mary, doch leider saß Choralix im falschen Bus. Ich weiß noch nicht einmal, warum er überhaupt im Bus saß. Egal. Einer Eingebung folgend ging ich vor der Messe doch noch einmal zur Touristeninformation und fand nun doch einige Flyer, von denen ich welche mitnahm.

Ich weiß jetzt übrigens, warum das Bier hier in St. Malo so teuer ist. Die waschen die Gläser nicht ab sondern zerdeppern sie gleich.

In der Kirche waren dann aber so viele Leute, dass ich nur ausgewählten Besuchern einen Flyer in die Hand drücken konnte. Da der Pfarrer zum Händeschütteln an den Ausgang kam konnte ich mir die Aktion auch gleich noch offiziell genehmigen lassen. Ob die Pinguine nun deshalb im Konzert saßen, weil ich einem von Ihnen einen Flyer gegeben hatte, das vermag ich nun nicht zu sagen.

Im Hotel sprach ich eine Familie (Vater, Mutter zwei Kinder von vielleicht 11 und 12 Jahren) aus Deutschland auf das Konzert an. Etwas zögerlich nahmen sie den Flyer entgegen, hörten sich meinen Veranstaltungshinweis an und wollten sich es überlegen. Am Mittwoch bekam ich am Frühstückstisch dann tatsächlich eine Rückmeldung. Sie waren im Konzert (Balkon, aber ohne Kinder), fanden es seeehr schön und hatten auch gleich eine CD gekauft.

Ein älteres Paar aus den Niederlanden hatte ich noch angesprochen, gesichtet hatte ich sie jedoch nicht. Am Tag meiner Abreise erfuhr ich an der Rezeption jedoch, dass wohl mehrere Gäste aus dem Hotel die Konzerte besucht hätten und alle begeistert waren.

Auf Guernsey jagte ich übrigens in der freien Zeit Choralix wieder die Klippen rauf und runter oder die Buchten entlang und fand auch ein paar neue Freunde.

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Auch entdeckten wir offensichtlich gefährliche Bereiche, auch wenn die deutsche Übersetzung den Sinn vielleicht ein klein wenig ändert.

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Choralix ist jetzt wieder topfit. Aber wir ließen uns auch Zeit für ausgedehnte Pausen, bei Bier, Cidre, Cola, Hot Chocolate, Scones und Hot Dog. Dabei fiel uns auf, dass es schwierig war einmal irgendetwas zu bestellen und ohne weitere Nachfrage zu bekommen. Eine Heiße Schokolade ging noch problemlos, Scones gab es dann mit oder ohne Creme, halbiert oder ganz, mit oder ohne Erdbeermarmelade und wahrscheinlich noch in verschiedenen Reihenfolgen. Ich spann mir dann mit Choralix eine Gegenreaktion aus, wenn es dann ums Bezahlen ging:
„Wie möchten Sie das Geld, in Euro oder Pfund? Jersey-, Guernsey- oder britische Pfund?
Scheine oder Münzen? Große oder kleine Scheine?“

Die Bedienung an der Bar von der St. James-Hall auf Guernsey wird wahrscheinlich heute immer noch überlegen, warum ich spontan einen Lachanfall bekam, als Choralix seine Cola bestellte.
Sie kam sich sicherlich ein wenig verarscht vor.

Selbst beim Kauf der Programmhefte musste man sich übrigens entscheiden. Signiert oder unsigniert, wenn signiert, von heute oder von gestern?

Nach den Konzerten trafen wir uns wieder in einer gemütlichen Lokalität, diesmal draußen und mit Blick auf den Hafen, um dann festzustellen, dass die Gaststätten hier gerne früh schließen. Ich hatte Glück auch bei diesen Konzerten einen Besucher aus Deutschland zu treffen, der sich unser abendlichen Runde anschloss und Choralix und mich danach sogar noch mit seinem Mietwagen zurück in unsere Hotels brachte. Busse fuhren um diese Zeit schon lange nicht mehr und ich hätte einen Fußweg von einer Stunde zum Hotel in der Nähe des Flughafens gehabt.

Als dann heute die Fähre von Guernsey in Richtung St. Malo ablegte lief mir doch tatsächlich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Es war wie eine Familie verlassen zu müssen, ohne zu wissen, wann es ein Wiedersehen geben wird, trotzdem aber wohl wissend, dass sie sich in guten Händen befindet.

Nun mach ich erst mal Pause, Licht ist kaum noch vorhanden und das zweite Bier ist alle.

Nachtrag: Ich bin heil zu Hause angekommen, ebenso mein Auto.

Ich glaube ihr wollt auch noch etwas zu den Konzerten hören, auch wenn schon einiges geschrieben wurde.

Also, Fortsetzung folgt...
Zuletzt geändert von mawi am Dienstag 21. August 2012, 17:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Bericht - Teil 3 - Die Konzerte

Beitragvon mawi » Dienstag 21. August 2012, 17:13

Die Konzerte von LIBERA verdienen einen eigenen Bericht und auch wenn einiges schon geschrieben wurde, so ist die Sichtweise eines jeden etwas anders und es gibt auch andere Dinge, die man wahrnimmt, sich merkt und für Erwähnenswert erachtet. Andere Berichte habe ich, wenn überhaupt, bislang nur überflogen, werde sie nach Fertigstellung des meinigen aber ausführlich lesen. Versprochen!

In nur acht Tagen sollte ich auf den Channel-Islands also mehr Konzerte erleben, als in den 18 Monaten davor. Zwei hätten es auf getan, so dachte ich mir vorher noch. LIBERA so intensiv zu erleben ist eine interessante Erfahrung und hilft auch, das Erlebte noch länger in Erinnerung zu behalten.

Für die Konzerte im Jersey Opera House hatte ich Karten in der Reihe 5 Mitte und Balkon erste Reihe, nicht ganz in der Mitte. Dies war der teurere Platz und ich hätte ihn an diesem Abend nicht gegen einen Platz in der ersten Reihe im Saal tauschen wollen. Man konnte sich hier oben einfach entspannt zurücklehnen, das Konzert genießen und hatte dabei die ganze Bühne im Blick. So sah man dann auch bei der Rede von Jude die vorgestellten Musiker und auch Matthew Rangel-Alvarez war häufiger zu sehen. Mit dem „entspannt zurücklehnen“ klappte es bei meiner Sitznachbarin nicht so recht. Gleich am Anfang winkte sie häufiger nach vorne und lehnte sich öfter mal auf die Balustrade um ein wenig näher am Geschehen zu sein, oder aber besser gesehen werden zu können. Ich hatte es ja im vorangegangenen Artikel schon geschrieben, es war die Mutter von Michael Ustynovych-Repa, der wohl ein wenig unter Heimweh litt (wenn ich homesick richtig übersetze) und weswegen sie extra angereist war. Sie war sehr aufgeregt und dann wieder sichtlich erleichtert, wenn Michael seine Sache auf der Bühne bravurös gemeistert hat. Einmal bemerkte ich ein Kopfschütteln von Michael, aber ob das seiner Mutter galt???

Die vielen leeren Plätze im Saal waren traurig anzusehen. Beim ersten Konzert war es am Schlimmsten, aber auch später auf Guernsey gab es reichlich freie Plätze. Bereits in der zweiten Reihe ging es damit los. Hier viel es nur nicht so sehr auf, da der Saal etwas kleiner war.
Es mag Einbildung sein, aber man sah irgendwie die Augen der Kinder im Saal umherwandern. Vielleicht auf der Suche nach bekannten Gesichtern, oder auf der Suche nach überhaupt irgendwelchen Gesichtern, oder aber um eine freie Stelle zu suchen um gerade niemanden anschauen zu müssen. Ein wenig Enttäuschung dürfte den Jungs gerade beim ersten Konzert schon im Gesicht gestanden haben. Es fehlte ein wenig an Konzentration und manch einer war alles andere als bei der Sache. Dazu später mehr. Besorgten Lesern möchte ich aber gleich vorweg die Angst nehmen, dass es irgendwelche groben Patzer gegeben haben könnte. Nein, das war nicht der Fall, in keinem der Konzerte.
Nur waren einige Jungs relativ unruhig, fanden ihre Positionen nicht auf Anhieb, manche Stimmen kamen nicht so wie sie sollten, die Musiker mussten noch ihre Abstimmung mit dem Chor finden, genauso wie die Tontechnik. Auf beiden Inseln war jeweils das zweite Konzert deutlich besser, das Abschlusskonzert auf Guernsey war sogar absolut perfekt. Hier stimmte einfach alles und offensichtlich hatten alle Solisten auch noch mal an ihren Stimmen gefeilt. Der Beifall am Ende hätte ruhig länger ausfallen können denn er endete bereits, noch bevor die letzten Kinder den Saal verlassen hatten. Standing Ovations gab es nur in drei Konzerten, beim ersten blieben sie aus.
Die Helligkeit im Saal auf Guernsey war etwas ungewohnt, zumal man am Anfang auch noch vergessen hatte auf einer Seite das Licht auszuschalten. So blieben einige optische Effekte wirkungslos. Auf Jersey hielt man es im Gegenzug noch nicht einmal für nötig zum Auffinden des Platzes Licht zu machen. Bei den paar verkauften Karten musste man wohl irgendwo sparen.

Wie zu erwarten waren alle Konzerte von der Liedfolge und den Reden gleich. Langweilig wurde es trotzdem nicht und gerade bei den Reden musste ich manchmal schon grinsen bevor es lustig wurde. Warum man allerdings für beide Orte eigene Programmhefte, Poster und Flyer gedruckte hatte kann ich mir nicht ganz erklären.

Es geht los!

Es wurde dunkel, es wurde ruhig, die Bandansage von Cassius mit der Bitte die Telefone auszuschalten und dem Hinweis, dass Aufnahmen jeder Art nicht gestattet sind ertönte und kurz danach bewegten sich die ersten weißen Gestalten auf die leicht blau beleuchtete Bühne. Es ertönten die ersten Alleluia des Jubilate, kurz darauf kamen von beiden Seiten weitere Sänger dazu bevor dann auch der Rest dazustieß. Es war schön anzusehen wie aus den anfangs wenigen verteilt stehenden Sängern nach und nach ein ganzer Chor wurde.
Das Jubilate ging, wie wir es inzwischen schon gewohnt sind, nahtlos in Libera über, wobei es hier auch einen Lichtwechsel gab. Als die Kinder bei Libera zur Choreografie gehörend die Hände nach außen streckten bemerkte ich bei einem Jungen blaue Flecken auf den Handflächen. Nein, nicht solche blaue Flecken, es waren irgendwelche in die Hand gemalte Zeichen. Das nur so am Rande.

Ben begrüßte zusammen mit Cassius das Publikum, dann erzählten sie wo sie herkommen und dass in London ja momentan so viel los ist und sie froh sind die Ferien an einem ruhigeren Ort verbringen zu können. Sie stellten Lucas mit 8 bzw. 9 Jahren als jüngsten Sänger vor (er hatte wohl während der Tour Geburtstag) und Josh mit 17 als ältesten. Außerdem erwähnte Ben mit seiner unnachahmlichen Stimme, dass der Song Libera geschrieben wurde, bevor er geboren wurde. Dies dürfte inzwischen eigentlich auch den gesamten Chor zutreffen.

Es folgten Song of Life mit Isaac als Solisten, Sanctissima mit Eoghan und das Sanctus, zu dem sich alle wieder im Halbkreis formierten. Es war für mich nicht zu erkennen, wer zwischendurch die lauteren hohen Töne singt, mal hatte ich Matthew Jansen ausgemacht, mal Thomas. Möglicherweise haben sie sich auch abgewechselt. Mathhew Jansen hat jedenfalls das abschließende Sanctus gesungen und auch schön lange ausklingen lassen.

Das möchte ich zwischendurch dann eben auch lobend erwähnen, dass wirklich alle Solisten in den Liedern die Töne haben lang ausklingen lassen. Von Ralph kannte ich dies so leider nicht, aber ich habe von ihm auch viele Konzerte nicht gehört.

Die folgende Rede hat Cassius mit Michael gehalten, über die Reisen und Moose als Maskottchen.
Als Cassius den Song I Vow To Thee My Country ankündigte ging beim 4. Konzert ein richtiges Raunen durch die Reihen. Scheint wohl in England allgemein ein sehr bekanntes Lied zu sein.
Matthew Jansen sang hier das Solo, später wurde er unterstützt von Dylan und Thomas.

Eternal Light wurde von Jude Collins und Thomas Delgado-Little gesungen. Das Zusammenspiel der Stimmen war nicht immer perfekt, im Abschlusskonzert dann aber tadellos. So zu singen, dass zwei Stimmen wie eine Stimme klingt stelle ich mir sehr schwer vor.

Das folgende Salva Me war wieder so ein richtig schöner mystischer Song. Matthew Rangel-Alvarez sorgte mit seinen von hinten gesungenen Salvas für eine tolle Atmosphäre, gesehen hat man ihn aber nur, wenn man oben saß. Sah toll aus, wie er hinter der Gruppe in einem violetten Lichtschein stand. Beim Salva Me stand ein großer Block zweireihig zusammen und zwei versprengte Gruppen an den Seiten. Alle hatten die Kapuzen auf, wobei einem wohl einmal die Kapuze zu weit runtergerutscht ist. Könnte Eoghan gewesen sein. Aber bei dem Lied brauchte er ja auch nicht sehen. Einem anderen fiel sie fast wieder nach hinten zurück und er versuchte die Kapuze mit den Augen wieder nach vorne zu holen. Junge, das klappt nicht. Aber auf den Kasper komme ich später noch zu sprechen.

Jude stellte in seiner Rede die Musiker vor wobei er dabei in die Richtung zeigte, wo diese saßen. Nur sehen konnte man sie im Regelfall nicht, es sei denn man saß oben auf dem Balkon. Steven Geraghty saß in Guernsey für alle ersichtlich im rechten Seitenschiff. Einmal verwechselte Jude Simon mit Ian Tilley, korrigierte es aber schnell. Dass er selber nicht sehen konnte wo sich die Musiker befanden konnte man einmal gut sehen, als er in eine Richtung zeigte, unsicher wurde und sich mit Blick auf Robert Prizeman noch einmal vergewisserte, dass es so richtig war. Als letzten stellte Jude Robert als den „Musikalischen Direktor“ vor und bemerkte im Nachsatz, dass dieser sein Möglichstes tut nicht bemerkt zu werden. Tatsächlich stand Robert Prizeman in Jersey so weit am Rande der Bühne (er spielte diesmal nicht Klavier oder Keyboard), dass man gar nicht bemerkt hatte, wie er dort hingekommen ist. Sah auch witzig aus, wie bei manchen Liedern die außen stehenden Sänger direkt in sein Pult reinsangen.

Jude kündigte mit einer fast traurig klingenden Stimme Faithful Heart an, das von Joshua gesungen wurde, unterstützt von Matthew Jansen. Ein interessantes Zusammenspiel von Stimme und Instrument konnte man in diesem Lied erleben, ist mir in dieser Perfektion aber erst im 4. Konzert aufgefallen. An einer Stelle wird eine Melodie gesungen, was bei den Konzerten Thomas' Aufgabe war (ich glaube es war Thomas). Die Melodie müsste eigentlich fast an einem Stück gesungen werden, nur reichte ihm dafür die Luft nicht aus. Also griff ein Streicher genau in dem Moment wo er Luft holen musste ein, hielt den Ton und verschwand wieder, als Thomas weitersang. Vielleicht hätte der Streicher noch einen Hauch dezenter sein können. Joshuas Stimme ist schon ungewöhnlich und für das Lied wie geschaffen. Entgegen der Feststellung in einem Blog hat sich die Stimme von Joshua gegenüber der CD-Version schon geändert. Auf Peace hört man in der Stimme noch ein wenig den kindlichen Glanz in den Augen (geht das überhaupt?), jetzt ist seine Stimme etwas melancholischer. Optisch machte sich der grüne Lichtstrahl gut, der Josh umgab.

Exultate bildete mit einer wunderbaren Choreografie den Schluss der ersten Hälfte. Dieses Lied wäre auch ideal als Abschluss des ganzen Konzertes geeignet, aber man hat ja zumindest einen Teil davon als Zugabe.

Nach der Pause eröffnete Eoghan, von einen dezenten blauen Licht umgeben, mit einem a capella- Solo die zweite Konzerthälfte. Text und Melodie stammen übrigens aus dem Lied Attendite, nur fällt es nicht auf, da man aus diesem Lied eher den Teil wahrnimmt, der dem Gaelic Blessing so ähnlich ist.
Mit ausklingen des letzten Tones setzten leichte Drums ein, die verrieten, dass es nun ein wenig poppiger wird. Orinoco Flow setzte dann so richtig ein, als alle auf der Bühne standen. Die Choreografie verfehlte ihre Wirkung nicht. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich Gruppen bilden, sich zusammenziehen, wieder auseinandergehen und schließlich zum Schluss zu einem massiv zusammenstehenden Chor werden. Überhaupt ist es interessant zu beaobachten, wie sich die Jungs auf der Bühne bewegen. Lautlos, vorsichtig, teilweise fast schwebend und dabei teilweise in eine andere Richtung schauend.

Passend war auch gleich danach das Gloria, zu dem ein Halbkreis gebildet wurde, in dem die Jungs auch blieben. Trotzdem gab es ein kleines Element, mit dem genau an der richtigen Stelle der Gesang zusätzlich unterstrichen wurde, nämlich als mit Beginn finalen Strophe sich alle Sänger mit einer schnellen kleinen Drehung dem Publikum zuwendeten. Eine Element, dass auch im später folgenden Dies Irae mehrfach zum Einsatz kam. Hier sang Ciaran zusammen mit Matthew Rangel-Alvarez das Solo.

Dazwischen gab es aber erst einmal eine Rede von Michael und Cassius über ihre schönen weißen Roben, die Bedeutung der Roben, das Auswendig lernen von Texten und Positionen und das Üben vom Auffinden der richtigen Position im Dunkeln. Die lustigsten Momente waren hier natürlich wieder, als Michael Cassius die Kapuze ganz über den Kopf zog, so dass der gar nichts mehr sehen konnte und als er dann über die Positionssuche mit verbundenen Augen sprach versuchte Cassius mit Kapuze vor den Augen ihn anzusehen und tastete in der Gegend rum. Die Lacher waren ganz auf seiner Seite. Michael kündigte noch den nächsten Song an, ging an seinen Platz und ließ Cassius stehen. Es wurde dunkel und als einen Augenblick später das Licht wieder zurückkam stand Cassius schon wieder ohne Kapuze im Chor als wäre nichts gewesen. Beamen auf kurze Strecken scheint also doch schon möglich zu sein. Auf Guernsey kam immer noch Licht von draußen rein, hier hätte höchstens eine dicken Nebelwolke geholfen.
The Fountain wurde dann von Matthew Jansen und Thomas gesungen. Dem folgte Dies Irae, das mir auch sehr gut gefallen hat.

Grateful Heart gibt es auf keiner CD, aber es ist ein wunderschöner Song, der vom Stil her sich von allen anderen Liedern abhebt. Irgendwie klingt er einfach leicht. Ein wenig vergleichen kann man ihn mit „You Were There“, das Steven Geraghty für das Computerspiel ICO gesungen hatte und mit Something Sings aus dem Album Visions. Die Solos haben Thomas Delgado-Little und Michael Ustynovych-Repa gesungen.

Stay with Me war das einzige Lied, in dem dann auch mal Cassius' Gesangsstimme zu hören war, auch wenn er noch von einigen anderen begleitet wurde, so dominierte doch seine Stimme. Wenn man das Lied nur von CD kennt muss man sich erst einmal an den mehrstimmigen „Solopart“ gewöhnen, aber auch sehr schön.

Joshua stellte sich nun vor, erzählte über sein Alter und den Stimmbruch, darüber dass er aufgrund von Prüfungen einige Konzerte nicht mitmachen konnte, sich aber freut zurück zu sein. Abschließend sagte er „Nun ist es Zeit für meine neue Rolle am Piano“. Waren es seine letzten Konzerte als Sänger? Auf Jersey verschwand er schnellen Schrittes von der Bühne, um kurze Zeit später einige Meter weiter hinten wieder auf der Bühne zu erscheinen. Auf Guernsey stand das Piano ja neben der Bühne.

Ave Verum war wieder so ein schönes kraftvolles Lied, das auch von der Choreografie unterstrichen wurde. Am Ende bildeten die Jungs ein V mit einer Spitze aus zwei Sängern, alle anderen ordneten sich dahinter an. Alle? Nein, nicht alle, aber dazu später mehr.

Das Konzert neigte sich dem Ende. Mit Far Away, gesungen von Isaac, und Glory to Thee mit Eoghan als Solisten folgten zwei ruhige Lieder, bevor Ben sich und Libera beim Publikum verabschiedete und dabei noch von den vielen zu großen und zu kleinen Liberanern erzählte, die man zu Hause gelassen hat. Bei der Feststellung, dass einige Besucher eine sehr weite Anreise hatten hängte er beim dritten Konzert noch einen kleinen unterdrückten Lacher hintendran. Kann man nicht wiedergeben, man muss es gehört haben.

Der Abschlusssong How Shall I Sing That Majesty wird von mir gerne unterschätzt. Das Lied fängt ruhig an (Eoghan hat das Solo gesungen) steigert sich zum Ende hin aber dermaßen, dass es einem Finale würdig ist. Tosender Beifall (hätte bei mehr Besuchern noch besser geklungen), das Licht ging aus, das Licht ging an, eine Verneigung (ich wollte mich spontan auch verneigen) und als Zugabe einen kurzen Teil von Exultate. Als die Jungs zum Abschied gewunken haben wollte ich eigentlich zurück winken, wusste aber nicht, wie ich dabei weiter klatschen sollte.

Es waren vier wunderbare Abende mit netter Gesellschaft im Anschluss an die Konzerte.
In einem weiteren Bericht werde ich einige Details in Bezug auf die Sänger eingehen. Soweit erst einmal viel Spaß beim Lesen.

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