Ein paar weitere Infos zu
If:
Der Soundtrack zu dem Film "Anne no Nikki" ("Annes Tagebuch") enthält zwei gesungene Stücke, "Why" und "If". Zusätzlich zu dem oben schon geposteten Video des Originals ist hier noch eine
Live-Version. "If" war keine komplette Neukomposition, sondern beinhaltet Nymans Stück
"Time Lapse", das er für den 1985 erschienenen Film "A Zed & Two Noughts" ("Ein Z und zwei Nullen) schrieb. Interessante Kombination!
Auf Youtube gibt es eine
vollständige russische Fassung von "Anne no Nikki", leider ohne Untertitel. Immerhin kann man hier jedoch die Szenen sehen, die mit "If" unterlegt sind, und darum geht es ja.
Eine erste Anspielung ist bei
36:20 zu hören. Bei
1:08:57 erscheint das Lied dann ganz. Es bildet die Begleitmusik zu einer Abfolge von Eindrücken aus dem Leben im Hinterhaus, und es geht einem unter die Haut, diese alltäglichen Szenen zu sehen, während der Grund für das Ganze eine unsagbar grausame Realität war. Das Wort "If" bekommt hierdurch eine besonders intensiv zu spürende Bedeutung.
Eine gekürzte englische Filmversion findet sich ebenfalls auf Youtube. Seltsamerweise wurde Nyman's Soundtrack in dieser und in der französischen Fassung mit Musik von Carine Gutlerner ausgetauscht. Eine Erklärung hierfür habe ich nicht gefunden.
An dieser Stelle hätte ich gerne Liberas
If gebracht, aber die Veröffentlichung lässt auf sich warten. Na ja, kommen wird sie, so viel steht fest.
Nun zum Text, s. o., der ja ganz wesentlich die Wirkung dieses Liedes ausmacht. Die Musik ergänzt ihn, sodass beide zusammen eine unglaublich anrührende Einheit bilden.
Roger Pulvers schrieb den Text ganz neu; es findet sich kein Originalzitat aus dem Tagebuch. Er bezieht sich nicht ausdrücklich auf Anne Franks Situation, sondern bleibt allgemein und damit allgemeingültig über Raum und Zeit. Trotzdem lassen sich einige Stellen im Tagebuch finden, die an den Liedtext denken lassen. Durchgehend werden in diesem Bilder aus der Natur verwendet und Annes humanistische Lebenseinstellung betont. Beides tritt in ihrem Tagebuch deutlich hervor: ihre Liebe zur Natur und zu den Menschen.
Hier sind einige Zitate, auf die der Liedtext ggf. zurückzuführen sein könnte. Selbstverständlich können es aber auch andere - oder gar keine sein.
"Ich sehe uns acht im Hinterhaus, als wären wir ein Stück blauer Himmel, umringt von schwarzen, schwarzen Regenwolken. Das runde Fleckchen, auf dem wir stehen, ist noch sicher, aber die Wolken rücken immer näher, und der Ring, der uns von der nahenden Gefahr trennt, wird immer enger." (08.11.1943)"Ich habe eine glückliche Natur, ich liebe die Menschen, bin nicht misstrauisch und will alle mit mir zusammen glücklich sehen." (25.03.1944)"Wir lieben das Leben noch, wir haben die Stimme der Natur noch nicht vergessen, wir hoffen noch, hoffen auf alles." (26.05.1944)"Es ist ein Wunder, dass ich nicht alle Erwartungen aufgegeben habe, denn sie scheinen absurd und unausführbar. Trotzdem halte ich an ihnen fest, trotz allem, weil ich noch immer an das innere Gute im Menschen glaube.
Es ist mir nun mal unmöglich, alles auf der Basis von Tod, Elend und Verwirrung aufzubauen. Ich sehe, wie die Welt langsam immer mehr in eine Wüste verwandelt wird, ich höre den anrollenden Donner immer lauter, der auch uns töten wird, ich fühle das Leid von Millionen Menschen mit. Und doch, wenn ich zum Himmel schaue, denke ich, dass sich alles wieder zum Guten wenden wird, dass auch diese Härte aufhören wird, dass wieder Ruhe und Frieden in die Weltordnung kommen werden. Inzwischen muss ich meine Vorstellungen hochhalten, in den Zeiten, die kommen, sind sie vielleicht doch noch auszuführen!" (15.07.1944)