Hier ist schon mal mein CD-Bericht. Obwohl ich das physische Album noch gar nicht in Händen halte.
Aber es gibt ja auch andere Zugangsmöglichkeiten, wenn man die Spannung nicht aushalten kann, und deswegen existiert nun auch ein verfrühter Bericht in der Liedreihenfolge der japanischen Ausgabe.
Noch nie habe ich im Oktober dermaßen intensiv Weihnachtslieder gehört und dann auch noch mit 100 % Genuss!
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The Angel Gabriel Arr.: Robert Prizeman
Solo: Victor WigginEin Lied, das ich wegen seiner schönen Melodie sehr mag und das indirekt mitschuldig daran ist, dass ich vor einigen Jahren zu Libera gefunden habe. Zu meiner großen Freude gehört es jetzt zu Liberas Repertoire! Es beginnt mit einem sich nach und nach steigernden, aber immer sanften gesungenen Gloria-Intro, bei dem mir warm wird. Dann eine Blockflöte, immer wieder gerne als Weihnachts-Musikinstrument eingesetzt, bevor Victor mit seinem Solo einsetzt. Seine Stimme klingt hier schon sehr ausgereift - toll hat er sich entwickelt! - und sein Gesang ist mit (oder trotz?) der leicht heiser klingenden Stimme, die er hat, sehr gut anzuhören. Das Arrangement sorgt für den typischen "Libera shine", den ich an Libera so liebe, und ist gleichzeitig verträumt. Ein ruhig dahinfließendes Lied, das in der letzten Strophe deutlich an Intensität und Strahlkraft gewinnt. Das Ende bringt gewissermaßen Symmetrie hinein, indem die Musik zurückgenommen wird und das anfängliche "Gloria" noch einmal erklingt. Wunderschönes Lied.
In Dulci JubiloArr.: Robert PrizemanSpürbar die schnellste Version aller bisherigen Aufnahmen dieses Liedes. Die langsamere Irland-Fassung wirkt genauso fröhlich, aber festlicher, während die jetzige mehr den Eindruck vermittelt, als tanze da jemand vor Freude. Gleichzeitig finde ich sie etwas poppiger. Das gefällt mir wiederum nicht so gut, fällt aber auch nicht weiter ins Gewicht, solange man nicht vergleicht. Armagh bleibt an erster Stelle; ich bin zu verliebt in das Album, sodass jede andere Version eines dort vorhandenen Liedes es schwer haben muss. Trotzdem haben beide
In Dulci Jubilo ihren eigenen Reiz. Roberts Arrangement finde ich seit eh und je super gelungen, weil es die im Text ausgedrückte Freude perfekt in Musik umsetzt. Bis auf einige instrumentale Änderungen ist es das gleiche wie zuvor. Armaghs Zwischenspiel nach der dritten Strophe wurde um verspielte Chorvokalisen in Altlage bereichert. Und wie immer gefallen mir speziell die tiefen Stimmen, die dem hellen, lebhaften Lied ein solides Fundament geben.
Früher fand ich das Lied langweilig, weil es praktisch in jedem Weihnachtsgottesdienst in jeder Kirche gesungen wird, und dann auch noch meistens sehr getragen, als ob Weihnachtslied = langsam wäre.
Nie hätte ich gedacht, dass es mir irgendwann mal gefallen könnte bis - Libera! Libera, Christmas Concert 2016, da hat sich das Lied für mich erneuert, und vielleicht ist es eins ihrer besten Beispiele dafür, wie Libera aus ungeliebten Liedern Musik machen kann, auf die man nicht mehr verzichten möchte.
Do You Hear What I HearArr.: Robert Prizeman
Solo: Div.Das Lied gehört seit vielen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsweihnachtsliedern! Und Robert hat, was das Arrangement betrifft, meine Gedanken gelesen, denn so ähnlich schwebte es mir immer vor: Echos über Echos, die dann ihrerseits wieder Echos verursachen. Im Grunde ist da ja in der Melodie bereits so einkomponiert.
Und wow - der Anfang! Die verschiedenen Solostimmen, zunächst einzeln und mit ausreichend Zeit zum Ausklingen, dann sich immer weiter überlagernde Echos, die interessanten Harmonien der Instrumente und - unglaublich gut dazu passend und wie aus einer anderen Welt - die tiefen Stimmen mit gregorianischem Touch. Ein geradezu hypnotisierendes Intro, in dem ich mich in bester Weise verliere, um dann zu dem klaren, geradlinigen Gesang der ersten Strophe wieder aufzuwachen. Ein bisschen kommt mir
Venite Adoremus in den Sinn, wobei es sich bei
Do You Hear What I Hear deutlicher anfühlt, als hätte man nach kurzer Orientierungslosigkeit plötzlich den richtigen Weg wiedergefunden. Jede Strophe ist anders arrangiert, und dass für die Echos unterschiedliche Soloinstrumente wie auch -stimmen beteiligt wurden, finde ich sehr gut, es macht das Lied farbenfroh. Die letzte Strophe ist, dem Text ab "Said the king to the people everywhere" entsprechend, geradezu majestätisch gestaltet und stellt mit vollem Orchester ein triumphierendes Finale zu einem Text dar, der eine liebenswerte kleine Geschichte erzählt. Ein Lied, das einen verzaubert!
Auf der internationalen CD wird
Do You Hear What I Hear übrigens der Schlusspunkt sein, sehr passend zu einer fantastischen CD!
In the Bleak MidwinterArr.: Robert Prizeman
Solo: Dominik ClarkeIch versinke in dem Gefühl von Hingabe, das dieses Lied in mir auslöst. So schön, so voller Frieden und Hoffnung! Robert hat hier ein außergewöhnliches Arrangement geschrieben.
In der ersten Strophe erklingt zunächst ein Bordun zu dem unisono gehaltenen Chorgesang, was mich schon in Brighton so beeindruckt hat, weil es exzellent die gefrorene Erde und die dunkle Zeit versinnbildlicht, während einige umspielende Töne der Flöte schon das Licht kommender Zeiten ahnen lassen. Dann beginnt das starre Eis zu tauen, Bewegung und auflebende Harmonien bringen mehr und mehr Farbe, und das anfangs so Abweisende löst sich in warme Freundlichkeit auf. Libera hat hier einen wundervoll strömenden Klang, und am Ende der dritten Strophe ist ein sehr schöner und sehr gut gesungener Chorsatz zu hören. Darauf folgt Dominiks Solo mit seiner grazilen Stimme, die den sanften Charakter des Liedes vollendet trifft. Ein in sich rundes, tief berührendes Lied. Seit Brighton und Moskau habe ich sehnsüchtig darauf gewartet, es wieder zu hören, und ich weiß sehr genau, warum.
Ding Dong Merrily on HighArr.: Sam CoatesOkay. Okay okay.
Ich gebe zu, dass ich das Lied doch nicht ganz so übel finde, nachdem ich es jetzt in voller Länge zu mir genommen habe. Was übrigens einmal mehr beweist, dass man nicht vorschnell urteilen soll. Zumindest nicht negativ. Zumindest nicht, wenn es um Libera geht.
Und obwohl ich es bislang nie mochte, weil es mir einfach zu "ding-dong" ist, muss ich doch anerkennen, dass Sam Coates sehr kreativ damit umgegangen ist und auch noch jede Strophe unterschiedlich gestaltet hat, und das Ergebnis erhöht den Wert des Liedes für mich deutlich. Ich kann sogar meine auf dem Schnipsel basierende Sorge, dass das Lied zu gehetzt wirkt, korrigieren. Den Anfang mag ich zwar nach wie vor nicht. Aber dann macht es sich. Strophe 2 mit dem Bassrhythmus bringt mich bereits zum Lächeln ... und im weiteren Verlauf wird daraus unaufhörliches Lachen. Das quirlige Arrangement macht Spaß, und für nicht mehr und nicht weniger war das Lied sicherlich gedacht. Es klingt, als ob Libera gerade eine Pause von den ernsthaften Liedern einlegt, um sich zwischendurch einfach mal zu amüsieren. Weil sie ja im Studio nicht silent football spielen können.
Gegen Ende, wenn sie in eine Gloria-Schleife geraten, musste ich so lachen, dass ich die Stelle nur deswegen wiederholen musste, um zu zählen.
Es wird sicher keins meiner Lieblingslieder werden, aber wenn ich mal etwas zum Lachen brauche, dann wird das mein Lied sein!
(Ab 1:29 - die Stelle finde ich am schönsten - erinnert es mich übrigens kurzzeitig an Mike Oldfields Bearbeitung von Praetorius' Bourrée, den "Cuckoo Song" .)
Sing Lullaby (The Infant King)Arr.: Robert Prizeman
Solo: Dominik ClarkeDas Lied geht unter die Haut. Der 3/4-Takt vollzieht die Wiegebewegung nach, und Liberas Gesang in diesem Lied kann ich nur fürsorglich nennen. Immer wieder beeindruckend, wie empfindsam diese Jungs singen können. Sam Coates' Arrangement klingt nach inniger Nähe, nach Geborgenheit. Aber man lasse sollte sich nicht täuschen lassen: Der schöne Klang verschleiert das furchtbare Schicksal, das dem Jesuskind bevorsteht und worauf der Text Bezug nimmt. Was sagt diese extreme Kontrastierung von Text und Musik aus? Vielleicht: Du wirst durch schweres Leid gehen, aber wir können bereits das Licht dahinter sehen, und am Ende werden ewiges Leben und unzerstörbarer Frieden stehen, wie es die letzte Strophe ausdrückt. Definitiv eine sehr interessante Komposition, was sich durch Liberas Arrangement und Gesang noch intensiviert. Ein unglaublich zu Herzen gehendes Lied.
Dominik, für dein Solo hier liege ich dir zu Füßen! Seine sehr sensibel wirkende Stimme ist wie für
Sing Lullaby gemacht. Sie klingt sanft und sicher. Übrigens ist Dominiks Aussprachetechnik ebenfalls wirklich gut.
Je mehr das Lied fortschreitet, desto mehr Gänsehaut ...
I Saw Three ShipsArr.: Sam CoatesEin fulminantes Stück mit einer mitreißenden rhythmischen Struktur. Ich hatte das Glück, es zweimal im Konzert zu erleben - in wenigen Wochen hoffentlich auch
- und es ist so voller Schwung, schon von Anfang an, steigert sich aber dennoch im Verlauf immer noch weiter bis zum Schluss. Die gesamte Wirkung kann sich auf der CD gar nicht so entfalten wie live, aber das Lied ist natürlich trotzdem als Aufnahme unverzichtbar, und wir sind alle froh, dass sie nun existiert.
Walking in the AirArr.: Robert Prizeman
Solo: Luca BrugnoliÜber Roberts Entscheidung, dieses Lied noch einmal aufzugreifen, mit einem neuen Arrangement auszustatten und es auf ein Album wie auch, wie wir inzwischen aus Japan wissen, ins Konzert zu holen, freue ich mich richtig.
Ich habe es sehr gern, aber irgendwie konnte mich bisher keine der zahlreichen Interpretationen, die ich mir angehört habe, restlos zufriedenstellen. Entweder die Solostimme klang mir zu kindlich oder das Tempo war zu langsam oder ... oder ... Hier ist nun die in jeder Hinsicht perfekte Fassung, auf die ich immer gehofft hatte.
Das Intro besteht aus Echoeffekten der Chorvokalisen, was erst mal Spannung aufbaut, bevor sie sich mit der Überleitung zu Lucas strahlendem Sologesang löst. Lucas Stimme und Gesangstechnik kann ich gar nicht genug loben. (Eigentlich wollte ich jetzt schreiben "nur in den höchsten Tönen loben", aber das hätte gefährlich missverständlich sein können.
) Ein brillantes Solo! Luca ist ein außerordentlich begabter Sänger, und seine Stimme klingt nach höherem Alter, in dem andere Jungen auf dem Höhepunkt ihrer stimmlichen Entwicklung sind. Bei dieser Aufnahme war er 9!
Seine Stimme hat ein ganz leichtes Vibrato und klingt so natürlich, fließt so selbstverständlich und ist so homogen in allen Lagen, dass der Hörer (fälschlich) glaubt, es sei nichts einfacher als Singen. Phänomenal!
Das Arrangement lässt den Chor tatsächlich engelhaft klingen, wie es ja für ein Lied der Winter- und Weihnachtszeit ganz richtig ist. ;) Die seit eh und je bekannten instrumentalen Zwischenspiele werden jetzt vom Chor übernommen. Ihr wellenartiger Klang erinnert mich an das Meer, und das wird mir erst jetzt, da sie gesungen sind, bewusst! Die Chorstimmen intensivieren die Wirkung des Liedes; sie spielen eine essenzielle Rolle und sind damit auf Augenhöhe mit dem Solo. Oft hat man ja den Eindruck, dass der Chor ein Solo schlicht begleitet, ihm also untergeordnet ist. In
Walking in the Air dagegen ergänzen sich beide in einem Ausmaß, dass das eine ohne das andere undenkbar wäre.
Once in Royal David's City Arr.: Robert Prizeman
Solo: Victor Wiggin, Daniel White, Mathias MontoroDas kennen wir bereits von einem Video. Gut, dass es jetzt einen ordentlichen Platz auf einer Libera-CD erhalten hat. Victor beginnt allein, dann kommen Daniel und Mathias zu einem Terzett dazu. Hier genieße ich das schlichte Arrangement, das den Eindruck einer Ruhepause vermittelt - bis sich schließlich das für Libera so charakteristische Aufblühen Bahn bricht und das Lied mit rauschenden Harmonien beendet.
Carol of the BellsArr.: Robert Prizeman
Solo: Isaac London, Alex Montoro, Lucas WoodDie Aufnahme ist uns bereits von "Santa Will Find You" (2015) and "Libera at Christmas" (2016) bekannt mit Isaac, der das Lied eröffnet. Da es nach jedem Christmas Concert besprochen wird, kürze ich heute ab: Grandioses Lied, das mich jedes einzelne Mal unter Strom setzt und das ich zahllose Male gehört habe und weiter höre. Meistens mit mindestens einer direkten Wiederholung. Egal zu welcher Jahreszeit.
Ich
liebe Liberas Interpretation!
O Little Town of Bethlehem Arr.: Robert Prizeman
Solo: Oliver Watt-RodríguezBeim Hören des Schnipsels dachte ich: Ein Lied muss nun mal den letzten Platz einnehmen, und es wird dieses sein. Nach vollständigem Hören sehe ich es ... nach wie vor so, was an den Harmonien im ersten Teil der Strophe liegt. Sie sind mir zu sentimental (Kategorie
Have Yourself a Merry Little Christmas ). Libera rettet es allerdings in gewisser Weise. Tatsächlich gefällt mir das Intro gut, die mittlere Melodie ist schön, und ich bin froh, dass Olivers Stimme auf dieser CD ebenfalls festgehalten wurde. Obwohl ich sie live noch viel schöner finde. Hoffentlich wird es noch ein weiteres Album mit einem Hauptsolo für Oliver geben, dann bei einem Lied, das mir besser gefällt.
Poor Little JesusArr.: Sam Coates
Solo: Luca BrugnoliEin Spiritual, a cappella gesungen und meisterhaft gesetzt. Irgendwie wirkt es erhebend. Zusätzlich strahlt es große Ruhe aus. Auch hier haben wir wieder die Beschreibung des vorgezeichneten Lebenswegs Jesu, musikalisch jedoch ganz anders umgesetzt: Melodie und Harmonien geben viel mehr davon preis und maskieren es nicht wie in
Sing Lullaby. Besonders schätze ich, wie frei Robert (oder hat Sam das bereits so vorgeschrieben?) hier das Tempo nimmt und damit umso eindringlicher den Hörern den Sinn des Textes nahebringt. In dem Lied kommt eine unerschütterliche Hoffnung zum Ausdruck, dass am Ende alles gut werden wird. Es kann einen nicht kaltlassen. Und hier findet sich auch ein weiteres kristallklares Solo von Luca!
Noël NouveletArr.: Sam Coates
Solo: Victor Wiggin, Oliver Watt-Rodríguez, Neo ParsonDessen Teaser hatte meine Neugier am stärksten geweckt. Ich mag diese Art Musik: atmosphärisch und geheimnisvoll durch Kirchentonarten und mit ansprechenden Melodien und reizvollen Dissonanzen, sie versetzt mich in längst vergangene Zeiten ... Außerdem höre ich supergerne Lieder in ihren Originalsprachen. Deswegen freut es mich, dass zumindest Anfang und Ende in Französisch belassen wurden, gesungen von Victor, einem der französischen Libera-Jungen.
Wieder ein sehr einfallsreiches Arrangement, in dem ständig etwas Neues passiert. Das könnte für manche Zuhörer sogar schon zu viel des Guten sein, aber mir gefällt es bisher wegen des durch das gesamte Lied hindurch sehr schönen Klangs. Ansonsten haben wir hier z. B. wieder ein gelungenes Terzett, diesmal mit Victor, Oliver und Neo, dann Glocken, die zu meinen Lieblings-Percussioninstrumente zählen, die Vielfalt der Harmonien und noch so viel mehr, das mich anzieht und mitschwingen lässt. Mit einem um ein paar bpm reduzierten Tempo hätte es mir noch besser gefallen. Das hätte die Eleganz des Liedes zusätzlich unterstrichen. Jedenfalls erinnert es an einen höfischen Tanz.
Noël Nouvelet werde ich sehr oft hören. Hoffentlich eines Tages auch live, aber nach der Japanreise, bei der es nicht gesungen wurde, bin ich leider nicht optimistisch, dass es dieses Jahr schon passiert.
Silent NightArr.: Robert Prizeman
Solo: Luca Brugnoli, Benedict Bywater, Dominik Clarke, Mathias Montoro, Victor Wiggin "Stille Nacht" ist wahrscheinlich das bekannteste Weihnachtslied der Welt und hat alle möglichen Interpretationen durchlaufen. Hier wird es häufig am Schluss von Weihnachtsgottesdiensten gesungen, ohne elektrisches Licht, nur bei Kerzenschein. Roberts A-cappella-Fassung dieses Liedes, das eine unendlich friedliche Ausstrahlung hat, ist ganz schlicht und damit umso wirkungsvoller. Es wird nur von einem Quintett gesungen, was wie eine Reduzierung auf das Wichtige im Leben wirkt und darüber hinaus die außerordentlich schöne Melodie hervorhebt. Die Jungen singen wundervoll! Ein weiteres Juwel dieser CD, bei dem man unwillkürlich in andächtige Stimmung kommt.
What Child is ThisArr.: Robert Prizeman
Solo: Daniel White, Benedict BywaterEigentlich ziehe ich das Original "Greensleeves" eindeutig vor, aber Libera, was machst du nur immer? Auch hier erwischt mich das Arrangement. Es lehnt sich stark an Armagh an, unterscheidet sich aber in einigen Aspekten wie z. B. den kleinen, aber ausgefeilten neuen Chor- und Orchesterüberleitungen zur zweiten Strophe und später zum Zwischenspiel der Querflöte vor der dritten Strophe. Mit einem sicher gesungenes Solo von Daniel zu Beginn, dann einem Duett zusammen mit Ben gleitet man mehr und mehr in das Lied hinein. Dem Text folgend wird die Musik bewegter. Ich kann mir die Heiligen Drei Könige bildlich vorstellen, wie sie zunächst staunen, leise, um nicht zu stören. Wobei mir nicht klar ist, warum die erste Strophe vom Chor wiederholt wird. Vielleicht ist es zuerst als eine Art Vorhut gemeint, die erst mal nachgesehen hat, bevor andere folgen? Später überreichen sie ihre Geschenke und jubeln, und schließlich ziehen sie sich wieder zurück, um das Kind schlafen zu lassen. Und so beruhigt sich auch die Musik wieder.
Wexford CarolArr.: Robert Prizeman
Solo: Tadhg Fitzgerald Es gibt Musikstücke, die sich anfühlen, als würden sie einen streicheln, und zu diesen gehört die traumhaft schöne Libera-Version von
Wexford Carol. Es ist wirklich kein Wunder, dass es mein Lieblings-Weihnachtslied ist, seit ich Libera kenne.
Das Arrangement ist mit dem früherer Versionen nahezu identisch geblieben, wobei ich jedoch bei der aktuellen Fassung das mystische Flötenvorspiel aus Irland vermisse, das mich immer so gut auf den meditativen Charakter des Liedes einstimmt. Dieser beruht vor allem auch auf den sacht wiegenden Harmonien des Liedes. Liberas gesamte Version erfüllt mich unfehlbar mit innerer Zufriedenheit und Ruhe, und das ist wunderschön. Ich habe früher mal
Wexford Carol als Synonym für "Atmosphäre" bezeichnet, und genau das trifft es. Die gälische Sprache zieht mich noch besonders an, und dafür, dass ich Isaacs Interpretation rettungslos verfallen bin und der Nachfolger unweigerlich in die größtmöglichen Fußstapfen treten musste, hat Tadhg, der eine völlig andere Stimme als Isaac hat, sich gut geschlagen.
GaudeteArr.: Robert Prizeman
Solo: Sam CollinsSo. Endlich habe ich eine Aufnahme von Sam! Seine Stimme ist klar und leuchtend; ich bin sehr zufrieden. Die instrumentale Begleitung wurde in diesem Teil mehr in den Vordergrund geholt, sodass man sie bewusster erlebt. Für mich ist es fast wie ein gleichberechtigtes Miteinander von Solostimme und Instrumentalpart. Das Arrangement ist dem bekannten wieder ganz ähnlich, wobei es jetzt und auch früher schon immer mal kleine Modifikationen gegeben hat. Ein besonderer Genuss in dieser Fassung sind wieder einmal die tiefen Stimmen.
Ein bisschen wehmütig bin ich zwar, dass Sam "nur" mit einem Weihnachtslied verewigt wurde. Denn zu mehr wird die Zeit wohl nicht mehr reichen.
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"Christmas With Libera" (Japan) / "Christmas Carols With Libera" (international) ist eine breit gefächerte Mischung von Liedern unterschiedlichsten Charakters und mit sehr kreativen Arrangements. Hier finden mit Sicherheit alle etwas, wofür sie sich begeistern können. Der technische Sound ist strahlend hell und sehr angenehm im Ohr. Der Titel wiederum ist so gar nicht originell, da hätten sie sich mehr anstrengen können. Zum Beispiel hätten sie berechtigt dem Vorschlag eines der in Garden Grove interviewten Jungs folgen und das Album "Christmas Around the World" nennen können, da es Lieder aus Amerika, Deutschland, England, Frankreich, Irland, Österreich Spanien, der Ukraine und möglicherweise Finnland/Schweden (
Gaudete) vereint.
Diesmal geht eine besondere Würdigung an Sam Coates! Mit seinen Arrangements auf dieser CD bin ich sehr einverstanden!
Verglichen mit den vorhergehenden, die vor allem sehr dynamisch waren, s. das erwähnte Aufblühen, kommen jetzt weitere Dimensionen hinzu, und damit offenbart sich mehr denn je Sams Können, die Musik ganz in den Dienst der Aussage des Textes zu stellen.
Glückwünsche an Libera und alle Beteiligten! Libera ist sich auch mit diesem Album treu geblieben, und darüber bin ich sehr froh!